Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1122
Bamberg (Oberfranken)

Langheimer Hof, Obere Karolinenstraße 8

Bei dem Anwesen in der Oberen Karolinenstraße 8 handelt es sich um den ehemaligen Stadthof des Klosters Langheim bei Lichtenfels. Deshalb wird die um einen fast quadratischen Innenhof errichtete vierflügelige Anlage auch Langheimer Hof genannt. Früher befand sich hier in der Nähe das Jakobstor. Er gehörte sogar zu den ältesten Besitzungen von Kloster Langheim, denn der Ministeriale Gundlach schenkte im Jahr 1197 seinen Garten her, damit das Kloster dort seinen Hof bauen konnte. Die kreuzgratgewölbten Keller des Westflügels stammen noch aus dem 12. bzw. 13. Jh. Der dreistöckige Nordflügel mit Mansarddach und mit Eckpilastern ist das Hauptgebäude. West-, Süd- und Ostflügel sind zweigeschossige Satteldachbauten mit einem Obergeschoß aus Fachwerk, das insbesondere zum Innenhof hin schöne Zierformen besitzt.

Äbte und Mönche des Zisterzienserklosters nutzen diesen Hof als Absteigequartier; früher war hier noch ein Hospitium für Reisende. Das Anwesen wird heute gemischt genutzt, einerseits sind dort Mietwohnungen, andererseits hat die Uni Bamberg dort einen Seminarraum.

Im Durchgang zum Innenhof ist der älteste Wappenstein eingelassen, auf 1551 datiert. Es handelt sich um das Wappen des Klosterlangheimer Abtes Konrad Haas und ist ein redendes Wappen, denn es zeigt in Blau einen aufspringenden goldenen Hasen. Auf dem oberen Schildrand ruht die Inful; hinter dem Schild sind zwei Abtsstäbe schräggekreuzt. Konrad Haas war vom 13.8.1538 (Wahl) bis zum 30.5.1556 im Amt.

Im Innenhof befindet sich im Winkel zwischen West- und Südflügel ein polygonaler Treppenturm, über dessen Renaissance-Portal der prächtigste Wappenstein des Klosterhofes eingelassen ist. Er ist undatiert. Das fürstbischöfliche Wappen in der Mitte (damals vertrugen sich noch die Bamberger Fürstbischöfe und die Langheimer Äbte, später war das Verhältnis ausgesprochen feindselig) gibt das Zeitfenster 1561-1577 vor. In dieser Zeit gab es drei Äbte von Langheim, Friedrich Marschalk von Ebnet 15.6.1556-13.6.1562, Ludwig Fuchs 21.5.1562-1.5.1572 und Magnus Hofmann 19.5.1572-26.11.1582. Aufgrund der Buchstaben "MA" im optisch linken Schild kann dieser daher letzterem als "Magnus Abbas" zugeordnet werden, womit der Stein auf 1572-1577 zu datieren ist, was mit der Angabe des Jahres 1575 für die Erbauung des Westflügels korreliert.

Das persönliche Wappen des Klosterlangheimer Abtes Magnus Hofmann zeigt in vermutlich blauem Feld eine schwarze, schräg gestellte (hier vermutlich aus Courtoisie linksgewendete) und mit der Spitze schräg nach oben gestellte Pflugschar zwischen zwei grünen Kleeblättern mit gebogenem Stiel. Das Klosterwappen von Langheim selbst ist optisch rechts der goldene Kelch, der üblicherweise in blauem Feld dargestellt wird und mit einem pfahlweise gestellten Krummstab kombiniert wird. Hier sind die beiden Krummstäbe, die das Kloster Langheim führte, auf die beiden äußeren Wappen verteilt, die beide eine Inful auf dem oberen Schildrand tragen. Das Wappen wird auf beiden Seiten flankiert von zwei Löwen als Schildhaltern. Den oberen Rand des Wappensteines bildet Ornamentik mit plastischem Rollwerk und einem Engelskopf in der Mitte.

In der Mitte befindet sich das fürstbischöfliche Wappen des Bamberger Bischofs Veit II. von Würtzburg (regierte 1561-1577). Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, Hochstift Bamberg, Feld 2 und 3: in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern, Stammwappen der von Würtzburg.

Abb. oben: Blick vom Innenhof in den Nordflügel, der um 1740 entstanden ist und ein Werk von Johann Heinrich Dientzenhofer ist. Der Nordflügel ist als einziger dreigeschossig und trägt ein Mansarddach. Ost- (rechts im Bild angeschnitten) und Südflügel sind um 1620 unter Abt Peter Schönfelder entstanden, der als persönliches Wappen einen Schrägrechtsbalken führte, belegt mit 3 Rosen, begleitet von 2 Sternen, dazu Zisterzienserwappen mit dem Schachbalken und Klosterwappen mit dem Kelch.

Ein dritter, barocker Wappenstein ist auf der rückwärtigen Fassade des 1575 entstandenen Westflügels angebracht, zur Michaelsberger Straße zugewandt. Er ist undatiert. Das Wappen des Langheimer Abtes Alberich Semmelmann (amtierte 1664-1677) zeigt in rotem Feld über zwei Kugeln drei miteinander verschränkte Mondsicheln, zwei Rücken an Rücken, die dritte darüber gelegt mit den Spitzen nach oben, beseitet von zwei sechszackigen Sternen, alle Figuren golden. Drei geflügelte Engelsköpfe schmücken das Wappen, wobei der oben in der Mitte die Inful trägt; hinter dem Schild sind zwei Abtsstäbe schräggekreuzt.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Langheimer Äbte:
(fett und burgunderrot hervorgehoben sind die Besitzer der hier beschriebenen Wappensteine, rot sind generell Fundstellen zum Wappen des betreffenden Abtes)
Abt Johann von Dinstleben, amtierte 1449-1475
Abt Johann Schad, amtierte 1476-1494
Abt Emmeram Teuchler, amtierte 1494-1510
Abt Johann Fabri gen. Strauß, amtierte 1510-1538
Abt Konrad Haas, amtierte 1538-1556, Wappen in Bamberg am Langheimer Hof, Durchfahrt
Abt Friedrich Marschalk, amtierte 1556-1562, abgesetzt
Abt Ludwig Fuchs, amtierte 1562-1572
Abt Magnus Hofmann, amtierte 1572-1582, Wappen in Bamberg am Langheimer Hof, hofseitiger Treppenturm
Abt Wilhelm Krenich, amtierte 1582-1584
Abt Konrad Holzmann, amtierte 1584-1592
Abt Johann Bückling, amtierte 1592-1608
Abt Peter Schönfelder, aus Weismain, amtierte 1608-1620,
Wappen in Altenkunstadt an der Friedhofsmauer, an der Feuersmühle in Scheßlitz unterhalb der Weinberge am Mühlbach, Wappen im Siebmacher Band Klöster verzeichnet
Abt Johann Weiger, amtierte 1620-1626,
Wappen an der Sepulturkirche in Klosterlangheim
Abt Erasmus Behem (Böhm), amtierte 1626-1631
Abt Nikolaus Eber, amtierte 1631-1637
Abt Johann Gagel, amtierte 1637-1649
Abt Mauritius Knauer, aus Weismain, amtierte 1649-1664
Abt Alberich Semmelmann, amtierte 1664-1677, Wappen an der Westwand des Westflügels des Langheimer Hofes in Bamberg
Abt Thomas Wagner, amtierte 1677-1689
Abt Candidus Bergmann, amtierte 1689-1690
Abt Gallus Knauer, aus Weismain, amtierte 1690-1728,
Wappen in Klosterlangheim, in Trieb über dem Tor des Gutshofes Nassanger, in Kulmbach am Langheimer Amtshof am Tor und an einer Wand zum Innenhof, in Pfaffendorf in der Filialkirche St. Georg über dem Altarbild, Wehrkirche Modschiedel am nördlichen Seitenaltar, in der Pfarrkirche von Altenkunstadt über dem Altar in der Anna-Kapelle
Abt Martin Wolf, aus Neumarkt, amtierte 1728-1734
, Wappen in Thurnau, Lapidarium des Schlosses Thurnau, am Hans-Georgen-Bau im Oberen Schloßhof angebracht
Abt Stephan Mösinger, amtierte 1734-1751,
Wappen an der Propstei von Vierzehnheiligen, Friedhofskapelle Isling, kath. Kapelle in Köttel besitzt eine Kniebank mit dem Wappen, am Pavillon rechts neben dem Einfahrtstor zum Schloß Tambach, über dem Altarblatt der Filialkirche St. Clemens in Neudorf bei Weismain.
Abt Malachias Limmer, amtierte 1751-1774,
Wappen in der Stadtpfarrkirche Lichtenfels auf der Marienglocke von 1772
Abt Johann Nepomuk Pitius, amtierte 1774-1791, 1789 suspendiert,
Wappen 3x in Klosterlangheim und an Schloß Tambach im Hauptgiebel des Nord-Risalits
Abt Candidus Hemmerlein, amtierte 1791-1803, Ende der Amtszeit durch Säkularisation,
Wappen im Siebmacher Band Klöster verzeichnet
Die Beschreibung aller Wappen der Äbte erfolgt im Kapitel zum Kloster Langheim selbst.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Bamberger Fürstbischöfe:
Georg II. Marschall von Ebnet (1503-1505)
Georg III. Erbschenk von Limburg (1505-1522)
Weigand von Redwitz (1522-1556)
Georg IV. von Rügheim (1556-1561)
Veit II. von Würtzburg (1561-1577)
Johann Georg I. Zobel von Giebelstadt (1577-1580)
Martin von Eyb (1580-1583)
Ernst von Mengersdorf (1583-1591)
Neidhardt von Thüngen (1591-1598)
Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609)
Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609-1622)
Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633)
Franz von Hatzfeld (1633-1642)
Melchior Otto Voit von Salzburg (1642-1653)
Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653-1672)
Peter Philipp von Dernbach (1672-1683)
Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693)
Lothar Franz von Schönborn (1693-1729)
Friedrich Carl von Schönborn (1729-1746)
Johann Philipp Anton Freiherr von Franckenstein (1746-1753)
Franz Konrad Graf von Stadion und Thannhausen (1753-1757)
Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779)
Franz Ludwig von Erthal (1779-1795)

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8912002,10.8785107,19z - https://www.google.de/maps/@49.8912195,10.8786842,69m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Bamberg/Domberg
Kloster Langheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Langheim
Kloster Langheim:
http://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/h-r/Langheim.html
Kloster Langheim:
http://www.mgl-obermaingeschichte.de/barock/SeitenLangheim/langh1.htm
Veit von Würtzburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Veit_II._von_W%C3%BCrtzburg
Rudolf Brugger: Die Wappen der Stifter und Äbte des Klosters Langheim 1132-1803, zum 850ten Jahrestag der Gründung, Bamberg 1982 (handschriftliches Werk)

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