Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1154
Weismain (Landkreis Lichtenfels, Oberfranken)

Zwei Häuser der Neydecker: Rathaus und Amtsgericht

Das Rathaus, ein markantes traufständiges, dreistöckiges Gebäude mit Satteldach und seitlichen Treppengiebeln direkt am Marktplatz, wurde vor 1543 für die Familie Neydecker, die damals durch Handel wohlhabendste Familie der Stadt, erbaut (Am Markt 19). Mit seinem steilen Dach erreicht das Haus eine Höhe von fast 26 m und überragt alle anderen Bürgerhäuser. Es zeichnet sich gegenüber dem sonst meist aus Fachwerk errichteten Baubestand der Altstadt dadurch aus, daß es komplett vom Keller bis zum Dach aus Sandstein gebaut worden ist. Unten befindet sich ein Gewölbekeller, der als Warenlager für Wein, Öl und Tuche diente. Ein zweigeschossiges Rückgebäude mit Satteldach entstand 1543 als Annex. Der nächste Besitzer war das Kloster Langheim; 1650 kaufte der aus Weismain stammende Abt Mauritius Knauer den Bau für 1400 fl. Im Jahr 1765 kaufte die Stadt Weismain den Bau, um ihn als Rathaus zu benutzen.

 

Hoch oben an der Fassade ist das Wappen der Familie Neydeck oder Neydecker oder auch Neudecker von Mehrenhül angebracht, in Blau ein gestürztes silbernes, goldengegrifftes Schwert, von zwei einwärtsgekehrten goldenen Mondsicheln beseitet. Das Wappen wird im Siebmacher Band: Bay Seite: 100 Tafel: 120 beschrieben, dort wird als Helmzier zu blau-goldenen Decken ein wachsender blaugekleideter Knabe angegeben, der einen Kranz von roten und silbernen Rosen auf dem Haupte trägt, in der Rechten ein Schwert, in der Linken einen goldenen Schild haltend. Die Abb. zeigt den Knaben aus einer liegenden goldenen Mondsichel wachsend. Die Familie stammt aus dem Sächsischen.

 

Das Jüngere Neydeckerhaus oder "das zweite steinerne Haus“ (Am Markt 5) wurde von einem anderen Zweig der Familie Neydecker errichtet. Es entstand um 1590 (Datierung auf dem Wappenstein), deshalb wird es als das jüngere Haus bezeichnet. Es ist dreistöckig, aber nur die beiden unteren Geschosse bestehen aus Sandsteinquadern, das leicht vorkragende dritte Geschoß ist verputztes Fachwerk. Im ersten Obergeschoß ist zwischen den Fenstern ein Ehewappen der Familie Neydecker angebracht, heraldisch rechts das zuvor beschriebene Motiv für den Ehemann, links ein Vogelbein für die Ehefrau (nicht identifiziert, Hinweise willkommen). Das Hochstift Bamberg kaufte das Haus im Jahre 1710 und baute es als Amtshaus für seinen eingesetzten Oberamtmann um. Vorher saß der auf Burg Niesten, doch 1691 wurde Niesten aufgegeben. Die Steine verwendete man für den Kastenhof. 1742 fanden Bauarbeiten unter Johann Jakob Michael Küchel statt. Mit der Auflösung der geistlichen Fürstentümer wurde das Haus verstaatlicht und als Landgericht bzw. Amtsgericht genutzt. In den Jahren 1883-1885 errichtete man einen Anbau in der Von-Rudhart-Straße. 1956-1958 wurde es in das Amtsgericht Lichtenfels eingegliedert. Im Anbau befindet sich heute der Weismainer Jugendtreff.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.0850187,11.2405931,18.5z - https://www.google.de/maps/@50.0850187,11.2405931,196m/data=!3m1!1e3
Weismain:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weismain
Baudenkmäler in Weismain:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Weismain
Rundgang Weismain:
https://www.stadt-weismain.de/weismain-entdecken/sehenswertes/ein-rundgang-durch-weismains-altstadt/
Erläuterungstafeln der Stadt Weismain an den Gebäuden
Geschichte von Weismain:
https://www.stadt-weismain.de/stadtinfo/geschichte/

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