Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2427
Lantershofen (zu Grafschaft, Landkreis Ahrweiler)

Burg Lantershofen, Studienhaus St. Lambert

Lantershofen ist ein Ortsteil von Grafschaft und liegt im unteren Ahrtal nördlich von Ahrweiler. In einen modernen Gebäudekomplex integriert finden wir Reste der Burg Lantershofen, die sich auf ein zweigeschossiges Burghaus mit Mansard-Krüppelwalmdach mit angrenzendem Turm und einer Tordurchfahrt beschränken. In besagten Turm ist auf der Südostseite ein bauzeitlicher Wappenstein eingelassen, der aus der Zeit um 1600 stammt. Die Geschichte von Lantershofen reicht jedoch viel weiter zurück. Am 1.7.1019 wird eine Besitzung Lantherishoffe erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Heinrich II. diese dem Bamberger Kloster Michelsberg übertrug, nachdem sie zuvor einem rechtlos gestorbenen Giselinus gehört hatte und an den König gefallen war. Weiterhin hatten die Herren von Saffenberg, die Prämonstratenser-Abtei Steinfeld, das Hochstift Lüttich, das Stift St. Lamberti zu Lüttich, das Kloster Marienthal und die Herren von Nürburg im 12. Jh. Besitz in Lantershofen. Eine erste Burg, mittlerweile zum Raubnest verkommen, wurde 1372 vom Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden zerstört; die Stadt Ahrweiler unterstützte ihn dabei.

Vier Jahre später, 1376, wurde an anderer Stelle eine zweite Burg als Wasserburg erbaut. Das wurde die Keimzelle der Burg Lantershofen, während die Burg an der ersten Stelle spurlos abgegangen ist. Durch die zweite Ehe von Johann Blanckart, Vogt zu Ahrweiler, mit Katharina von Gymnich kam die Familie Blanckart in den Besitz von Lantershofen. Als er am 11.11.1430 mit seinem Bruder Gerhard die von ihrem Vater geerbten Güter aufteilten, blieb Lantershofen bei ihm. Sein Sohn, Peter Blanckart, heiratete Regina von Meckenheim. Die beiden hatten sechs Kinder, Gerhard, Ludwig, Gertrud, Regina, Johann und Johannes. Davon heiratete Ludwig Susanne von Gymnich und begründete die Linie der Blanckart zu Odenhausen.

Gerhard Blankart (Blanckart), ein anderer Sohn von Peter Blankart und Regina von Meckenheim, erscheint 1485 als Besitzer der Burg und als Ortsherr, und er wurde zum eigentlichen Begründer der Linie zu Lantershofen. Er heiratete Sophia von Heimbach zu Enzen. Seine Söhne waren Kuno, vermählt erst mit Margarethe von Meer und dann mit Catharina von Mirbach, Johann, vermählt 1542 mit Eva von Schmidtheim, Ludwig (-1615), unvermählt, und Gerhard, vermählt mit Aleid von Velbrück. Zu Beginn des 17. Jh. erbauten die Blanckart von Ahrweiler eine neue Burg, deren einziger Rest der Turm ist, vermutlich handelte es sich einst um eine Vierturmanlage ähnlich Schloß Eicks.

Die Burg Lantershofen wurde im Dreißigjährigen Krieg 1632 von den Schweden zum Teil zerstört, aber danach wieder aufgebaut. Eine erneute, diesmal umfassendere Zerstörung 1672 durch von Rheinbach aus in Richtung Ahrtal durchziehenden holländischen Marodeuren überlebte die Burg nicht mehr; auch das Dorf wurde komplett verbrannt. 1689-1690 zogen französische Truppen durch und brandschatzten den Ort erneut. Otto Ludwig Blanckart, Sohn des Johann Ludwig Blanckart, wurde 1681 mit den Burglehen in Winteren und Lantershofen belehnt. Er heiratete Amalia Regina Freiin von Waldenburg, setzte aber die Familie nicht fort. Die letzte Besitzerin von Dorf und Burg Lantershofen, die am 20.4.1688 geborene Maria Sophia Katharina Margarete von Blankart, hatte Ferdinand Ernst von Dalwigk zu Lichtenfeld geheiratet, kurpfälzischer Geheimrat und Kammerpräsident sowie Herr auf Oeffte und Unterbach. 1708 wurde auf den bestehenden Ruinen von ihrem Bruder Johann Otto Friedrich Blanckart von Ahrweiler das heute noch zu sehende Burghaus erbaut; am Sturz des Portals am oberen Ende der Freitreppe ist neben der Jahreszahl der Erneuerung, 1978, der Wappenschild zu sehen. Da seine Frau jung am 29.7.1717 starb, wurde der Witwer Besitzer von Lantershofen, denn die männliche Linie der Blanckart war schon am 24.7.1712 mit ihrem Bruder Johann Otto Friedrich erloschen, der nur 28 Jahre alt wurde.

Die andere Schwester des letzten Herrn auf Lantershofen war Maria Anna Elisabeth, die in erster Ehe Johann Freiherr von Vlatten zu Drove und in zweiter Ehe 1718 Wolfgang Freiherr von Rohe zu Elmpt geheiratet hatte; sie war die Haupterbin. Über ihre Enkelin Maria Elisabeth von Velbrück kam dieser Teil des Blanckartschen Erbes an die von Mirbach-Harff, denn letztere hatte Gerhard Freiherr von Mirbach-Harff geheiratet.

Der Besitz Lantershofen zersplitterte zu einer winzigen reichsunmittelbaren Ganerbschaft mit 7 Anteilen, an der u. a. die Herren von Rohe zu Drove (2/7), die Herren von Dalwigh (2/7), die Herren von Landskron (2/7) und die Herren von Bourscheid-Büllesheim (1/7) Anteile hatten. Nach der Eroberung durch die Franzosen 1794 und dem Ende der adeligen Dorfherrschaft ging die Burg durch viele verschiedene Hände (u. a. der Herren von Vlatten, Grafen von Wickenburg, danach in bürgerlichem Besitz von Franz Bresgen etc.). Zeitweise war die Burg Brennerei und Brauerei. 1939 kam Burg Lantershofen an das Apostolat der Priester und Ordensberufe, unter dessen Leiter das verfallene Anwesen renoviert und ausgebaut wurde. Daraus entstand 1972 das heutige Studienhaus St. Lambert, ein überdiözesanes römisch-katholisches Priesterseminar mit dem Schwerpunkt der Ausbildung spätberufener Priesteramtskandidaten, die vorher in Ausbildungsberufen tätig waren und nun ohne Hintergrund eines Abiturs Theologie studieren können, ein juristisch einmaliges Konstrukt. Deshalb wird die Anlage weitestgehend von Bauten des 20. Jh. geprägt, auch wenn der Kern der Burg von 1708 nach wie vor erkennbar ist. Die gesamte Anlage wurde 2002-2003 saniert. Das aus der Zeit vor den Zerstörungen des 17. Jh. Erhaltene ist jedoch minimal und umfaßt den Turm mit dem unten abgebildeten Wappenstein.

Das Wappen der Blanckart (auch Blankart, hier "BLANCKHART") von Ahrweiler zeigt in Blau einen schrägrechts gelegten, silbernen Spitzhammer, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken je nach Quelle ein blauer Esels-, Wolfs- oder Brackenrumpf, belegt mit einem schräg nach vorne gelegten silbernen Hammer. Diese in Ahrweiler begüterte Familie führte in mehreren Zweigen verschiedene Helmkleinode (Gruber, Zobel, Siebmacher Pr Seite: 35 Tafel: 41). Hier ist das Wappen gewendet. Die Blanckart erloschen mit Maria Sophia Katharina Margarete von Blanckart Anfang des 18. Jh. Weitere Fundstellen des Wappens sind an der Wasserburg Odenhausen (Gemeinde Wachtberg bei Bonn), das Grabdenkmal für Anna von Kesselstatt geb. von Eltz in der Föhrener Kirche und die Grabplatte für Kuno von Eltz in der Pfarrkirche St. Martin und Severus in Münstermaifeld.

Das Wappen der von Bottlenberg (alias v. d. Bottlenberg, Bottlenberg gen. Schirp, Bottlenberg gen. Kessel, hier "BOTTELBERG G(ENANNT) KESSEL") zeigt in Silber einen schwarzen Wechselzinnenbalken, auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit korrekterweise schwarz-silbernen Decken (hier fehlfarben) ein wachsender silberner Brackenrumpf, eigentlich belegt mit einem schwarzen Wechselzinnenbalken (hier nicht aufgelöst) und mit goldenem Halsband (hier anders gelöst). Das Wappen wird beschrieben im Wappenbuch des Westfälischen Adels und im Siebmacher Band: PrGfN Seite: 4 Tafel: 1. Sie waren in der Gegend von Essen heimisch. Die Bottlenberg gen. Kessel sind 1809 erloschen, die Bottlenberg-Schirp blühten mindestens noch bis ca. 1900. Eine weiterer Nachweis des Wappens ist an der Wasserburg Eicks (Stadtteil von Mechernich) über der westlichen Tordurchfahrt in die Vorburg zu finden.

Das Wappen wurde übrigens 1981 quasi-usurpiert; eine Familie fast gleichen Namens, nämlich die Bottenberg bäuerlicher Herkunft aus dem westfälischen Lindenberg (ADW Band XII, S. 300), lehnt sich ohne jede genealogische Nähe mit dem ihrigen an das Wappen der echten und adeligen von Bottlenberg an: In Silber ein schwarz-rot geteilter Wechselzinnenbalken, auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein wie der Schild bezeichneter Brackenrumpf. Solche Quasi-Usurpationen mit marginalen Änderungen dienen nicht der Wappeneindeutigkeit, im Gegenteil suggerieren sie fälschlicherweise einen Zusammenhang, der nicht besteht.

Zurück zum Wappenstein der Burg: Diese Wappenkombination verweist auf Wilhelm Blanckart von Ahrweiler, kurkölnischer Vogt in Ahrweiler und Mitglied des Ritterrates. Er hatte dreimal geheiratet, in erster Ehe Anna von Plittersdorf, in zweiter Ehe Anna von Altenbrück genannt Velbrück und in dritter Ehe schließlich Anna von Bottlenberg genannt Kessel. Sein Sohn war Johann Ludwig Blanckart (s. o.).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Jakob Diederich: Burg Lantershofen, ein alter Herrensitz, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1960 -
http://www.kreis.aw-online.de/kvar/VT/hjb1960/hjb1960.27.htm
Burg Lantershofen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Studienhaus_St._Lambert - https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Lantershofen
Studienhaus St. Lambert:
http://www.st-lambert.de/index.php?id=9
von Blankart:
https://de.wikipedia.org/wiki/Blankart_(Adelsgeschlecht)
von Blankart:
http://www.alt-ahrweiler.de/_Literatur/7-50-B010-050.pdf
Matthias Röcke: Burgen und Schlösser zwischen Ahr und Brohlbach, Köln 1984
Geschichte von Lantershofen:
http://www.lantershofen.de/dorf-historie/publikationen/festschrift-eduard-schuetz-meine-heimat-2000-jahre-lantershofen/
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter"
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.

Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901-1903.
Allgemeine Deutsche Wappenrolle, Band XII (1990-1992), S. 300.
Joachim Zeune, Michael Losse: Hohe Eifel und Ahrtal, 57 Burgen und Schlösser, 160 S., Konrad Theiss Verlag 2003, ISBN-10: 3806217750, ISBN-13: 978-3806217759, S. 93
Michael Losse, Burgen, Schlösser und Festungen an der Ahr und im Adenauer Land, Verlag Schnell & Steiner 2008, ISBN-10: 3795417740, ISBN-13: 978-3795417741, S. 111-112

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