Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2524
Weitramsdorf (Landkreis Coburg, Oberfranken)

Pfarrkirche St. Nikolaus in Weitramsdorf

Die kleine evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Nikolaus liegt auf einem Hügel oberhalb vom Augraben, neben dem Friedhof (Ummerstadter Straße 5). Die Kirche, ein rechteckiger Saalbau mit einem dreiseitig geschlossenen Chor, ist relativ jung und bekam erst 1801-1803 ihre gegenwärtige äußere Gestalt. Erst 1656 wurde Weitramsdorf Sitz einer Pfarrei, nachdem zuvor zunächst Gauerstadt und ab 1528 Schlettach für Weitramsdorf zuständig waren. Aber die Kirche in Schlettach war 1634 total zerstört worden, deshalb wurde die Pfarrei unter Beibehaltung des Patroziniums St. Nikolaus nach Weitramsdorf verlegt. Anfang des 19. Jh. wurde die Kirche im Markgrafenstil umgebaut und erweitert und bekam einen verschieferten achteckigen Dachreiter mit geschweifter Haube. Als Baumeister war der Coburger Johann Adam Hübner tätig, als Zimmermann der Einberger Georg Fischer. Die Rokokoformen täuschen daher über die tatsächlich relativ junge Entstehungszeit hinweg.

Die Landesherrschaft über Weitramsdorf hatten erst die Grafen von Henneberg, dann ab dem 14. Jh. die Wettiner. Bei deren Teilungen kam Weitramsdorf zusammen mit dem Coburger Land an die Linie Sachsen-Coburg, die bis 1920 Landesherr war; dann kam der Ort an Bayern. Deshalb sehen wir über dem Eingang zwei Kartuschen, die optisch rechte mit dem Wappen der sächsischen Herzöge, von Schwarz und Gold eigentlich neunmal, hier zehnmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

Die optisch linke Kartusche enthält ein verschlungenes Monogramm, dessen Buchstaben FFA für Herzog Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld (15.7.1750-9.12.1806) stehen, der 1800-1806 regierte. Er war der Sohn von Ernst Friedrich Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld (8.3.1724-8.9.1800) und Sophia Antoinette Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (23.1.1724-17.5.1802), und er hatte am 6.3.1776 in erster Ehe in Hildburghausen Ernestine Friederike Sophie Herzogin von Sachsen-Hildburghausen (22.2.1760-28.10.1776) geheiratet, danach in zweiter Ehe am 13.6.1777 in Ebersdorf Augusta Carolina Sophia Gräfin Reuss-Ebersdorf (19.1.1757-7.11.1831). Das Auftreten dieser Initialen ist eine Besonderheit, weil diese kleine Kirche die einzige nennenswerte kirchliche Baumaßnahme unter diesem Coburger Herzog war. Bedeutender waren seine Leistungen auf anderen Gebieten, z. B. als Sammler von Büchern und Graphiken. Er begründete die heute auf der Veste Coburg aufbewahrte Kupferstichsammlung mit insgesamt 300000 Graphiken, und seiner Sammelleidenschaft verdankte die Schloßbibliothek Coburg bedeutende Zuwächse. Seine naturwissenschaftliche Sammlung bildete den Grundstock des Naturkundemuseums Coburg. Als Staatsmann war er hingegen schwach und nicht das, was das kleine Herzogtum in jener Zeit gebraucht hätte.

Übrigens ist dieser Herzog, dessen Monogramm und Wappen wir hier sehen, der gemeinsame Großvater der englischen Königin Victoria und ihres Prinzgemahls Albert. Queen Victoria war die Tochter von Edward Augustus Duke of Kent and Strathearn Prince of Great Britain (2.11.1767-16.3.1820) und Marie Luise Victoria Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld (17.8.1786-16.3.1861), wobei letztere die Tochter von Franz Friedrich Anton Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld (15.7.1750-9.12.1806) war. Und Albert war der Sohn von Ernst I. Anton Carl Ludwig Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha (2.1.1784-29.1.1844) und Dorothea Luise Pauline Charlotte Friederike Auguste Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg (21.12.1800-30.8.1831), wobei hier ersterer der Sohn von Franz Friedrich Anton Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld (15.7.1750-9.12.1806) war.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.2549266,10.8785932,18.96z - https://www.google.de/maps/@50.2549265,10.8785931,142m/data=!3m1!1e3
Weitramsdorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weitramsdorf
St. Nikolaus:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Nikolaus_(Weitramsdorf)
Kirchengemeinde:
https://www.e-kirche.de/web/weitramsdorf
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkm%C3%A4ler_in_Weitramsdorf
Paul Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXXII. Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha, Jena 1906, S. 471
Herzog Franz Friedrich Anton:
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_(Sachsen-Coburg-Saalfeld)
August Beck: Franz Friedrich Anton, Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd.  7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 296 f.
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Franz
Christian Kruse: Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld 1750-1806, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung, Bd. 40, 1995, ISSN 0084-8808, S. 1-448
Norbert Klüglein: Herzog Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld,
https://www.coburg.de/desktopdefault.aspx/tabid-922/278_read-2027/
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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