Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3083
Grein (Bezirk Perg, Oberösterreich)

Das Schloß Greinburg

Heutiges Erscheinungsbild
Die Greinburg, eine der großartigsten und besterhaltenen Schloßanlagen des Landes, liegt auf dem isolierten Felsmassiv des "Hohensteins" südwestlich der Stadtgemeinde Grein direkt über der Donau, die hier Ober- und Niederösterreich voneinander trennt. Die Anlage besteht aus einer hufeisenförmigen, aus drei Flügeln bestehenden Vorburg von 85 m Länge und ca. 43 m Breite im Westen und dem Hochschloß im Südwesten. Früher führte der Weg zum Schloß durch den Wirtschaftshof hindurch, und selbiger hatte an seiner nordwestlichen Schmalseite einen hohen Torturm mit Helmaufsatz; so ist es zumindest auf einem Vischer-Stich des Jahres 1674 zu sehen. In den Gebäuden befinden sich die historischen Stallungen mit mehrjochigen Kreuzgratgewölben über toskanischen Säulen. Früher waren Vorburg und Schloß durch einen Graben voneinander getrennt, der heute verfüllt ist. Die Vorburg ist privater Bereich und für Besucher unzugänglich, denn hier liegen Wohnräume der Besitzerfamilie.

Das vier- bis fünfgeschossige Schloß selbst ist eine um einen rechteckigen Innenhof angeordnete Vierflügelanlage mit mehreren nach außen vorspringenden Strukturen, fünf turmartigen Risaliten, die nach außen wie ein gekappter wehrhafter Turm wirken, innen aber ganz "normale" Räume enthalten, die mit den Räumen in den Flügeln einen Verbund bilden. Der Turm in der Mitte des Nordwestflügels sticht heraus, weil er erstens in der Flügelmitte angesetzt ist und zweitens einen fünfeckigen Grundriß hat und seine dreieckige Spitze keilförmig gegen die potentielle Hauptangriffsrichtung gerichtet ist. Dieser Turm beschützt das segmentbogige Eingangstor, das von einem profilierten Rechteckrahmen eingefaßt wird. Der Eingang führt durch diesen Turm hindurch, und durch den Grundriß ergibt sich eine Abwinklung des Durchgangs, was ein Hindurchschießen durch potentielle Angreifer verunmöglicht. Hinter dem Tor öffnet sich eine 26 m lange Halle mit einem groben Zellengewölbe.

Die anderen vier Türme sind seitlich in der Nähe der Ecken der Vierflügelanlage angesetzt und besitzen einen Fünfachtelabschluß. Früher war wohl ein eigenes Wehrgeschoß geplant oder ausgeführt, das von den früher dachlosen Türmen überragt wurde, das wurde später alles anders gestaltet, so daß die nun gekappten Türme mit ihren Traufhöhen und neuen steilen Dächern die Flügelbauten nur wenig überragen. Im Dachbereich der Türme sind noch Erkerfragmente und Portalreste vorhanden, die darauf hin deuten, daß hier früher noch nicht Schluß war. Durch die unregelmäßig angesetzten Elemente ergibt sich eine maximale Ausdehnung von ca. 94 m x  67 m; der Innenhof mißt ca. 36 m x 20 m und ist auf allen Seiten von mehrgeschossigen Arkaden mit Bögen auf toskanischen Säulen umgeben. Die beiden Längsseiten besitzen jeweils unten 10 Bogenöffnungen und darüber 2x 18 Bogenstellungen, die Nordwestseite hat unten in der Mitte einen breiten Bogen, flankiert von links 3 und rechts 4 kleinen Bögen, und in den beiden Galerien darüber sind es je 9 Bogenstellungen. Die südöstliche Galerie hat ein anderes Schema mit 5 Bögen auf allen drei Ebenen, mit weiter in den Hof ausgestellten drei mittleren Achsen und auf allen Etagen mit leicht balkonartig vorgezogener Mittelachse. Bei genauem Hinsehen sind nicht alle Bögen in den Ecken vollständig, das ist eine Folge des nachträglichen Einbaus. Die Balustraden sind den Brüstungen jedoch nur aufgemalt. In der Mitte des Hofes steht ein Springbrunnen aus dem ersten Drittel des 17. Jh. mit rundem Becken und zentraler Brunnensäule und im Eck befindet sich ein alter Ziehbrunnen mit kegelförmiger Bedachung und mit historischer Rolle. Die untere Reihe der Arkaden ist reihum begrünt, was dem Hof im Sommer einen besonders lebensfrohes, frisches Gepräge gibt. Gemeinsam mit der Vorburg hat die Anlage eine Länge von über 220 m.

Die Details der Portale, Fenster und Gewölbe verweisen ebenfalls größtenteils auf das Ende des 15. Jh. Insbesondere im Nordostflügel sind solche spätgotischen Details zu finden. Das bemerkenswerteste Relikt aus der ersten Bauphase ist ein weit gespanntes Zellengewölbe, wie wir es zum Vergleich aus der Meißener Albrechtsburg kennen. Man vermutet, daß das hiesige Gewölbe mit seinem faszinierenden Licht- und Schattenspiel von Meister Hans von Cöllen aus der Bauhütte der Albrechtsburg geschaffen wurde. Ebenfalls aus der ersten Bauphase stammen in den oberen Etagen des Nordostflügels noch spätgotische Kamine, Portale und Kreuzrippengewölbe, es gibt sogar ein Netzrippengewölbe mit Wappenschlußsteinen der Zeit um 1500. Im Nordwest- und im Südwestflügel läßt sich anhand der noch vorhandenen primären Baudetails auch noch nachvollziehen, daß es sich um spätgotische, aber im frühen 16. Jh. umgebaute Trakte handelt. Am stärksten wurde der Südostflügel nachträglich verändert, seine Mauern sind, wie man allein an der Mauerstärke sieht, aber noch rein spätgotisch, und auch der Kontext mit den beiden Türmen spricht für eine gemeinsame Entstehungszeit aller vier Flügel, auch wenn der Südostflügel in der ersten Hälfte des 17. Jh. stark verändert wurde.

Das in Privateigentum befindliche und in die Familienstiftung überführte Schloß, in dessen Südwestflügel die HSCG (herzoglich Sachsen-Coburg und Gothaische) Forstverwaltung ihren Sitz hat und in deren Nordostflügel sich das Herrschaftsarchiv befindet, ist in großen Teilen in den Monaten Mai bis Oktober als Museum zugänglich und kann regelmäßig innen besichtigt werden. Die Coburger Festräume im zweiten Obergeschoß sind nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Neben dem Familienmuseum, den Repräsentationsräumen und Festräumen ist hier auch die Ausstellung des Oberösterreichischen Schiffahrtsmuseums zu sehen. Teile des Schlosses werden nach wie vor privat genutzt und bewohnt. Neben Schloß Callenberg ist Schloß Greinburg der zweite bedeutende Standort der herzoglichen Forstverwaltung und des herzoglichen Kunstbesitzes. Der Arkadenhof, einer der schönsten Innenhöfe des Landes, und der Rittersaal werden in den Sommermonaten für Konzertaufführungen genutzt. Um das Schloß herum ist das Gelände seit dem 19. Jh. als englischer Landschaftspark gestaltet.

Kurze Geschichte der Greinburg
Die Greinburg wurde zwischen 1491 und 1495 unter Heinrich und Siegmund Prüschenk, den Reichsfreiherren von Stettenberg und späteren Grafen von Hardegg, erbaut. Die beiden wohlhabenden Vertreter der steirischen Familie zählten zu den Geldgebern des Kaisers Friedrich III., sie machten im Dienste der Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. einen steilen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstieg. Und von Kaiser Friedrich III., der seinen als Geldquelle hochgeschätzten Günstlingen die Herrschaft Grein verkauft hatte, bekamen sie am 10.3.1488 die Erlaubnis zum Bau der Burg, zu der 1491 der Grundstein gelegt wurde. In den Folgejahren fand die erste Bauphase der Greinburg statt, also für eine Burg ziemlich spät, und viel später als der Ort Grein, der schon im landesfürstlichen Urbar der Babenberger als Marktort genannt wird.

Die späte Entstehungszeit sieht man dem Konzept auch an: Einerseits orientiert sich die Anlage noch am spätmittelalterlichen Sicherheitsbedürfnis mit zwei ehemaligen Zwingerberingen, 2,50 m dicken Außenmauern und fünf vorspringenden, turmartigen Risaliten auf polygonalem Grundriß, andererseits weist die Anlage mit ihrem exakt durchgeplanten und orthogonal ausgerichteten Vierflügelkonzept und ihren einheitlichem Fassadenkonzept bereits eindeutig in Richtung Schloßbau und imitiert Kastellburgen, wie sie ansonsten eher von Landesfürsten angelegt wurden. Und man verzichtete auf mittelalterliche Konzepte wie Bergfried und Palas vollständig. Die Greinburg, eine spätmittelalterliche Neugründung eines landständigen Herrschaftsmittelpunktes, ist eine der frühesten Vierflügelschloßbauten, vielleicht sogar der früheste Schloßbau auf österreichischem Boden, der als regionaler Herrensitz gestalterisch, konzeptionell und qualitativ aber den Vergleich mit Schloßbauten überregionaler Bedeutung nicht zu scheuen braucht. Die Greinburg steht exakt an der Schwelle vom Burgen- zum Schloßbau. Spätgotische Bauerfahrung trifft hier auf planerische Konzepte der beginnenden Neuzeit. Wie fortschrittlich die Planung in der ersten Bauphase war, sieht man daran, daß rund 100 Jahre später die Umwandlung in ein Renaissance-Schloß gelingen konnte, ohne nennenswerte spätgotische Bauteile abreißen oder entfernen zu müssen, und daß vielmehr Elemente der Spätgotik, der Hochrenaissance und des Manierismus eine hochinteressante Symbiose eingehen.

Die die Greinburg erbauende Familie hatte 1480 den Reichsfreiherrenstand erlangt, 1482 wurden ihre Mitglieder Erbtruchsessen der Steiermark, 1486 wurden sie Erbschenken von Österreich unter der Enns, 1495 wurden sie unter Maximilian I. Reichsgrafen zu Hardegg und im Machland. Ihre neue Burg wurde zunächst nach ihrem Erbauer Heinrichsburg genannt. Julius Graf von Hardegg wollte 1533 die Greinburg mit der zugehörigen Herrschaft zunächst an das Hochstift Passau verkaufen, doch das paßte dem Kaiser nicht, und er verbot diesen Verkauf aufgrund seiner Befürchtung, die Passauer Bischöfe würden den Besitz einer weiteren wichtigen verteidigungsfähigen Anlage mit zugehörigem Landgericht zu noch mehr Einflußnahme ausnützen. Also wurde ein anderer Käufer gesucht: Danach kam die Burg, nun als Greinburg bekannt, an die Familie Löbl (Leble): Hanns Leble bzw. sein Sohn Johann Jakob von Löbl (ca. 1515-21.5.1560), kaiserlicher Rat, Burgvogt von Enns und Landvogt von Schwaben, kauften 1533 die Burg und letzterer gab ihr in den nachfolgenden Jahren weitgehend ihre heutige Gestalt (zweite Bauphase). Für diesen Johann Jakob Löbl gibt es eine Grabplatte an der Greiner Pfarrkirche (siehe dort). Unter der Familie Löbl wurde im Innenhof der dreigeschossige Renaissance-Säulenarkadengang der bisherigen Fassade vorgeblendet wurde, nach einer Inschrift im Jahr 1597. Dieser ist bis auf winzig kleine Veränderungen 1630 und 1711 vollständig und geschlossen erhalten.

Der nächste Verkauf der Greinburg fand 1621 statt. Der neue Besitzer, Leonhard Helfrich Graf von Meggau, einer der damals mächtigsten Männer im Reich, ließ die Burg grundlegend umbauen und machte aus ihr ein reines Schloß (dritte Bauphase). Er ließ die noch vorhandenen äußeren Verteidigungsanlagen abreißen. Auf ihn gehen wesentliche, das Erscheinungsbild des Südflügels bis heute prägende Umgestaltungen im Stil der Spätrenaissance zurück, im Innern die Gestaltung des über zwei Stockwerke reichenden Festsaals, der ebenfalls zwei Geschoßhöhen einnehmenden Kapelle im Südwestturm, dem sogenannten Kleinen Rittersaal am anderen Ende an der Ostecke und der Sala terrena im Untergeschoß des Donauflügels. Im Nordwesttrakt wurden im Frühbarock heute noch erhaltene Kachelöfen, Bleiglasfenster und ohrgerahmte Feldertüren eingebaut. Die Außenfassaden, die spätgotische, renaissancezeitliche und barocke Fenster aufweisen, wurden vereinheitlich und mit durchlaufenden Bändern und breiten Eckquaderfaschen versehen, was insgesamt zur Beruhigung und Homogenisierung der Fassaden führte. In diese frühbarocke Ausbauphase fällt auch der auf älterer Grundlage neu erbaute Wirtschaftshof. Nach dieser Ausbauphase gab es nur noch wenige Veränderungen, ein paar barocke und historistische Adaptierungen.

Leonhard Helfrich von Meggau und seine Familiengeschichte
Über dem Haupteingang zum Schloß Greinburg sind insgesamt vier Wappen angebracht, drei direkt über dem Tor und eines hochgesetzt über dem Fenster des ersten Obergeschosses. Wir werden zunächst die drei unteren Wappen besprechen, das letzte kommt später dran.

Das mittlere Wappen ist dasjenige der von Meggau (Meckau, Meckhau), es ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot eine naturfarbene Wurfschaufel (im Siebmacher als Schlegel bezeichnet), deren Stiel von einer goldenen Krone umschlossen ist, Feld 2 und 3: in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Herrschaft Kreuzen), in der Mitte des Schildes ein schwarzer Doppeladler, auf der Brust die Initiale "F", über den Köpfen schwebend die Kaiserkrone, auf dem Unterleib belegt mit einem gekrönten Herzschild, der in Rot drei (2:1) goldene Wurfschaufeln oder Mehlschaufeln zeigt (von Meckau). Im Siebmacher Band: OÖ Seite: 201 Tafel: 59 wird das Oberwappen wie folgt angegeben: Zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein roter Flug, beiderseits mit drei (2:1) goldenen Wurfschaufeln oder Mehlschaufeln belegt, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein silberner, mit einem roten Kreuz belegter Flügel, zwischen beiden Helmen auf dem oberen Schildrand stehend (ohne Helm!) ein schwarzer, gekrönter Doppeladler. Dazu unten bei der Kapelle mehr, wo der Befund etwas anderes ergibt.

Dieses Wappen der Freiherren und Grafen von Meggau wurde aus dem Stammwappen der meißnischen und merseburgischen Familie von Meckau entwickelt, das waren in Rot drei (2:1) goldene Wurfschaufeln oder Mehlschaufeln, Helmzier eine aufrechte goldene Wurfschaufel, oben mit einem Pfauenstoß besteckt, Helmdecken rot-golden (so in Siebmacher Band: SaA Seite: 105 Tafel: 68 nach einem Siegel von 1460). In der Fischnaler Wappenkartei lassen sich andere Varianten für das Kleinod finden, darunter auch der dreimal mit einem silbernen oder roten Band umlegte Pfauenfederstoß, den wir in der Schloßkapelle sehen. Auch Siebmacher Band: OÖ Seite: 201 Tafel: 59 listet diese Variante auf ("Meggau II"). Die von Meckau waren bis auf einen Brixner Bischof im wesentlichen auf den sächsischen Raum beschränkt. Im Meißnischen erlosch das Geschlecht 1538 mit Dietrich von Meckau.

Es wird allgemein (außer bei G. A. Mülverstedt, Siebmacher SaA) postuliert, daß sich die österreichischen von Meggau von den sächsischen von Meckau ableiten, daß sie Ende des 15. Jh. nach Tirol eingewandert und seit dem 16. Jh. in Oberösterreich ansässig gewesen seien. Melchior von Meckau (der Bischof und Kardinal) ließ sich als erster in Tirol nieder, und dessen Bruder Caspar trat in kaiserliche Dienste, wurde Hofrat und starb 1506 in Tirol. Er war mit Anna von Bock verheiratet. Dessen Sohn Helfrich wurde von seinem Onkel erzogen und beerbte ihn. Caspars Enkel Ferdinand Helfrich von Meggau (-10.7.1585) wurde am 12.10.1571 von Kaiser Rudolph II. in den Freiherrenstand erhoben (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 589.22). Der Reichsgrafenstand wurde mit der Anrede "Wohlgeboren" am 9.9.1619 von Kaiser Ferdinand II. verliehen; die Begünstigten waren Caspars Urenkel Leonhard Helfrich Freiherr von Meggau (Meckhau, 1577-23.4.1644) Freiherr auf Kreuzen, kaiserlicher Rat und Bauherr auf der Greinburg, und sein Bruder, Ferdinand Helfrich Freiherr von Meggau, kaiserlicher Kämmerer und Obrist über 1000 Pferde (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 589.23). Beide Diplome enthalten keine Wappendarstellungen. Der Initialbuchstabe "F" auf dem Adler und der doppelköpfige Reichsadler selber stellen jedoch eindeutig den Bezug zu Kaiser Ferdinand II. her.

Das Symbol in den Feldern 1 und 2 ist offensichtlich ein "gebessertes" Derivat des Stammwappens, gleiches Motiv, in der Anzahl reduziert und durch die Krone aufgewertet. Es steht nicht für eine bestimmte Herrschaft, im Gegensatz zu dem Motiv in den Feldern 2 und 3. Das Symbol für Kreuzen (eine ausgedehnte Burg in der Nähe von Bad Kreuzen im Bezirk Perg) kam folgendermaßen an die von Meggau: Helfrich von Meggau (-6.2.1539), Sohn des Caspar von Meggau, 1503-1526 Pfandbesitzer der Herrschaft Mauer und 1533-1539 Landeshauptmann ob der Enns, kaufte 1528 die vordere Burg von Adam von Schweinsböck. Die Mittel dazu entstammen der Erbschaft von seinem Onkel (s. o.). Die hintere Burg gehörte Julius Graf von Hardegg, und Helfrich von Meggau erwarb 1528 das Vorderhaus und 1537 das Hinterhaus. 1533 wurde aus dem Lehen ein freies Eigentum. Auch Helfrichs Sohn aus der Ehe mit Veronica von Mainburg, Ferdinand Helfrich von Meggau (-10.7.1585), war ab 1564 Landrat in Oberösterreich und 1582 -1585 Landeshauptmann ob der Enns. Bei seiner Freiherrenstandserhebung erhielt er das Prädikat "von Meggau (oder Meckhau) Freiherr zu Kreuzen". Ferdinand Helfrich, Erbe der väterlichen Güter und seit 1578 mit der Herrschaft Rabenstein begütert, heiratete zweimal, in erster Ehe 1556 Ursula Gienger, die ihm Schloß Ennsegg einbrachte und mit der er drei Kinder hatte, und in zweiter Ehe Susanna Veronika von Harrach (1558-), woraus drei weitere Kinder entsprossen, darunter der später in den Grafenstand erhobene Leonhard Helfried von Meggau, der hier am Tor repräsentiert wird.

Insgesamt hatte Ferdinand Helfrich vier Söhne, Hans Caspar, Ferdinand Balthasar, Leonhard Helfrich und Ferdinand Helfrich II. Der erste, Hans Caspar, heiratete Ursula Fugger von Kirchberg und Weißenhorn (eine Tochter von Georg Fugger von Kirchberg und Weißenhorn und Ursula von Lichtenstein), die in einer anderen Ehe Frau des Hanns (Johann) Jakob II. Freiherr von Löbl auf Greinburg (-10.10.1602) gewesen ist. Und aus dem Nachlaß dieses kinderlosen Löbl konnte Leonhard Helfrich von Meggau 1621 die Herrschaft Greinburg samt Ruttenstein und dem Markt Grein käuflich erwerben. Ferdinand Balthasar heiratete Esther Gräfin von Sulz und hatte eine Tochter, Anna Susanna von Meggau.

Leonhard Helfrich von Meggau und seine Lebensgeschichte
Zurück zu Leonhard Helfrich Graf von Meggau, dem Bauherrn auf der Greinburg, neben seinem Bruder dem ersten Grafen und zugleich dem letzten Grafen der Familie, mit dem das Geschlecht im Mannesstamm erlosch. Sein Wappenschild wird von der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies umgeben, mit unten herabhängendem Widdervlies und Kettengliedern, die abwechselnd funkensprühende Feuersteine und Rücken an Rücken gelegte Feuerstähle darstellen. Er wurde 1622 in den Orden als Ritter aufgenommen, als einziger seiner Familie, zusammen mit Karl I. Fürst von Liechtenstein.

Der auf Burg Kreuzen geborene Leonhard Helfrich Graf von Meggau machte nach seiner 1590-95 durchgeführten Kavalierstour Karriere im kaiserlichen Hofstaat und diente drei Kaisern nacheinander. Unter Rudolf II. (Kaiser 1576-1612) wurde er Kämmerer und 1600-1607 Rat im Niederösterreichischen Regiment (= Regierung), unter Mathias (Kaiser 1612-1619) wurde er Geheimrat und 1612-1619 Oberstkämmerer und 1617-1619 Obersthofmeister. Er positionierte sich auf der streng und kompromißlos katholischen Seite und konnte so insbesondere bei Ferdinand II. (Kaiser 1619-1637) punkten und zu einer der einflußreichsten Persönlichkeiten am Hof steil aufsteigen: Er wurde kaiserlicher Geheimer Rat, war 1621-1626 Statthalter des Erzherzogtums Österreich unter der Enns (Niederösterreich), 1621-1622 und 1626-1637 Obersthofmeister Ferdinands II. und niederösterreichischer Statthalter. Die Erhebung in den Reichsgrafenstand (die Herrschaft Kreuzen wurde dadurch zur Grafschaft erhoben) und die Aufnahme in den Orden vom Goldenen Vlies waren der Dank für seine Loyalität und seine Tätigkeit als Berater des Kaisers. Im Jahr 1620 brachte er die von Georg Erasmus von Tschernembl eingezogenen Herrschaften im Machlande, Schwertberg und Windeck mit Ponecken und Hart an sich, einerseits durch kaiserliche Schenkung, andererseits durch Kauf, und 1622 brachte er noch die Pfandschaften Haus und Freistadt an sich. 1626 bekam er das den protestantischen Jörger von Tollet zur Strafe abgenommene Erbland-Hofmeisteramt in Österreich ob der Enns. Im Dreißigjährigen Krieg war er ein Gegner Wallensteins und stützte die bayerische Partei.

Graf Meggau war familiär hervorragend in der Welt der Hofämter vernetzt, hier eine Zusammenstellung der Hofämter unter Verwandten unter gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Herrschern: Sein Großvater, Leonhard von Harrach (1514-1590), war unter Mathias II. Obersthofmeister. Sein erster Schwiegervater, Rudolf Khuen von Belasy, war unter Mathias II. Oberstallmeister. Der Großvater seiner ersten Frau, Niklas Palffy (1532-1600), war unter Rudolf II. Geheimer Rat. Der Onkel seiner ersten Frau, Paul Palffy, war unter Friedrich III. Obersthofmeister. Seine Schwester, Susanna Veronika von Meggau (1580-1648), war Hofmeisterin, und ihr Ehemann, Paul Sixt von Trautson (1550-1621), war unter Rudolf II. Obersthofmeister. Seine Nichte aus dieser Verbindung, Maria Elisabeth von Trautson, heiratete Hans Rudolf von Puchheim, Oberstkämmerer. Und sein Neffe aus der gleichen Verbindung, Johann Franz von Trautson (1609-1663), war Geheimer Rat und niederösterreichischer Statthalter. Von seinen eigenen Kindern war Franziska Theresia Gräfin von Meggau (1609-22.9.1676) Hofmeisterin, und sie heiratete Joachim Slavata, böhmischer Oberhofmeister und Sohn eines Geheimrats. Die Tochter Elisabeth Gräfin von Meggau (-18.4.1684) heiratete Friedrich Cavriani, Obersthofmeister. Und die Tochter Susanna von Meggau heiratete Heinrich Wilhelm von Starhemberg, unter Friedrich III. Obersthofmarschall.

Für den Grafen von Meggau war das Hofamt mit dem Tod Ferdinands II. beendet: Als Ferdinand III. (Kaiser 1637-1657) an die Macht kam, ersetzte er Meggau als Obersthofmeister durch Maximilian von Trauttmansdorff. 1637 zog von Meggau sich aus dem aktiven Geschehen auf seine Greinburg zurück. Dort rief er fromme Stiftungen ins Leben, darunter 1641 das Franziskanerkloster in Grein und die St. Antoniuskirche in Grein. Er liegt in der Wiener Franziskanerkirche begraben. 1929 benannte man in Wien die Meggaugasse im 23. Bezirk nach ihm.

Leonhard Helfrich von Meggau und seine beiden Ehefrauen
Leonhard Helfrich Graf von Meggau heiratete zweimal. In erster Ehe vermählte er sich mit Anna Susanna Freiin Khuen von Belasy (-1628), der Tochter von Rudolf Freiherr Khuen von Belasy (27.6.1533-29.6.1581) und Mária Anna Magdolna Freiin Palffy ab Erdöd (14.7.1546-4.2.1623). Ihr Wappen sehen wir optisch rechts, heraldisch links: Es ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-rot geteilt mit einem einwärts gewendeten gekrönten Löwen in verwechselten Farben (Stammwappen Khuen), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Zinnentorturm mit zwei geöffneten Torflügeln über einer Stufe (Niederthor). Der Schild wird oben mit einer Laubkrone abgeschlossen. Aus dieser Ehe entsprossen folgende Kinder: 1.) Franziska Theresia Gräfin von Meggau (1609-22.9.1676), 2.) Elisabeth Gräfin von Meggau (-18.4.1684), 3.) Anna Maria Gräfin von Meggau (1610-3.5.1698), 4.) Susanna von Meggau und 5.) Anna von Meggau.

Leonhard Helfrich Graf von Meggau heiratete dann in zweiter Ehe Polyxena von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (1617-8.1.1668), die Tochter von Johann Ludwig Graf zu Leiningen und Dagsburg-Falkenburg (8.5.1579-19.6.1625) und Maria Barbara Gräfin von Sulz (13.12.1588-1625). Der Ehemann war schon jenseits der 50 Jahre, als er die jugendliche Polyxena heiratete. Sie hatte keine Kinder mit ihm, und aufgrund des Altersunterschiedes konnte die Witwe nach 1644 wieder heiraten. Das Wappen der Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Blau drei (2:1) silberne Adler, darüber ein blauer, dreilätziger Turnierkragen (Stammwappen Leiningen), Feld 2 und 3: innerhalb eines roten Bordes in Silber ein schwarzer Löwe, überdeckt von einem goldenen Glevenrad (Lilienhaspel, Karfunkel, Dagsburg, im 13. Jh. erheiratet), Herzschild: in Rot ein silbernes Kreuz, hier in Tatzenkreuzform (für Aspremont). Der Schild wird oben mit einer Laubkrone abgeschlossen.

Nicht dargestellt sind die drei möglichen Helme, Helm 1 (Mitte): zu blau-silbernen Decken ein grüner Baum, wird früher mit silbernen Blüten, später mit goldenen Äpfeln dargestellt (Kleinod Leiningen), Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein rotes Schirmbrett mit silbernem Kreuz (Kleinod Aspremont), Helm 3 (links): zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flug, mit silbernen gestürzten Lindenblättern besät (Kleinod Dagsburg).

Das Wappen von Leonhard Helfrich von Meggau im Rittersaal
Genau die gleichen Wappen begegnen uns auch im Inneren des Schlosses, hier zunächst dasjenige des Leonhard Helfrich Graf von Meggau über dem Durchgang vom großen Rittersaal (33 m Länge, 16 m Breite, 14 m Höhe, im Südostflügel gelegen) zur Schloßkapelle (nach Südwesten gerichteter Anbau an der Südecke des Schlosses, im umgebautem Turm), mitten auf dem Türsturz. Inhaltlich folgt es dem oben Gesagten, auch der Orden vom Goldenen Vlies wird abgebildet. Einen einzigen Unterschied gibt es: Der Herzschild sitzt hier richtig mittig auf dem Adler, und die Initiale F fehlt, die an den Kaiser Ferdinand II. erinnern soll, der ihn in den Grafenstand erhoben hatte. Die einzelne Krone über dem nimbierten Doppeladler ist auch hier die Kaiserkrone, nicht wie im Siebmacher zwei "normale" Kronen auf beiden Adlerhäuptern. Oben und unten sind in die Kartuschenrahmung zwei geflügelte Engelsköpfe integriert. Auch das Farbschema ist das gleiche wie außen über dem Tor, das Wappen selbst weiß, der Rahmen rot marmoriert, nur mit dem Unterschied, daß hier alles nur gemalt ist.

Die doppelflügelige Tür zur Kapelle stellt in mehreren gemalten Szenen das Leben des hl. Leonhard dar, welcher der Namenspatron des Bauherrn war. Über dem Wappen durchbricht ein querovales Fenster die Trennwand, und darüber folgt der gesprengte Dreiecksgiebel. Drei Allegorien bevölkern die Scheinarchitektur, oben in der Mitte Caritas mit den beiden kleinen Kindern, links Fides mit dem Kreuz und rechts Spes mit dem Anker. Glaube, Liebe und Hoffnung sind die christlichen Kardinaltugenden oder auch göttlichen Tugenden, nachzulesen in 1 Korinther 13, Vers 13: "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen."

Über den drei hohen, gekuppelten Fenstern liegt noch eine Reihe Ochsenaugenfenster. Ausgestattet ist der große Raum mit zahlreichen Gemälden (sämtliche Habsburger-Kaiser vom 13. bis zum 16. Jh., kaiserliche Feldherren, Landschaftsbilder).

Das Wappen von Leonhard Helfrich von Meggau und seiner Frau am Altar der Schloßkapelle
Die nächsten beiden Wappendarstellungen sind in der Schloßkapelle am frühbarocken Altar zu finden. Die tragende Konstruktion ist im Ton roten Marmors gehalten, mit Ausnahme der beiden oberen Säulen in schwarzem Marmor und der schwarzen Füllungen des Gebälks. Figuren, Reliefs aus Kalksandstein, Säulenbasen und Kapitelle sind weiß mit Vergoldungen, so daß der Altar in dem ansonsten weitgehend nüchternen Raum äußerst festlich wirkt. In der Sockelzone ist zentral ein Relief mit der Anbetung der Weisen zu sehen (Epiphanie). Anstelle der Seitenflächen bauen zwei große Voluten die für die Hauptzone benötigte Breite auf. Die beiden pilasterartigen Vorlagen beiderseits des Reliefs tragen die nachfolgend beschriebenen Wappen, darüber ist jeweils ein geflügelter Engelskopf angebracht. Außen an den Voluten folgen weitere Köpfe.

 

Die Hauptzone trägt in der Mitte eine plastische Szene mit der heiligen Familie im Stall bei Christi Geburt und der Anbetung der Hirten unter einer mit drei ein Schriftband mit dem Text "GLORIA IN ECCELSIS DEO" aufspannenden Engelsputten bevölkerten Wolkenband, rechts und links stehen jenseits der Säulen Petrus und Paulus. Im Auszug trägt das Relief eine Verkündigungsszene mit Gabriel, Maria und der Taube des Heiligen Geistes, mit zwei weiteren Heiligenfiguren außen. Wegen der vielen Szenen, die sich alle um Christi Geburt ranken, wird der Altar auch Weihnachtsaltar genannt. Ganz oben schließt ein gesprengter Giebel den Altar ab, zwei Engel lagern auf den Bogensegmenten, und in der Mitte trägt ein ovales Medaillon ein weiteres Relief mit einer Darstellung der Trinität aus Christus mit dem Kreuze, Gottvater mit der Weltkugel und der Taube des Heiligen Geistes ganz oben, und darüber noch eine strahlengesäumte IHS-Kartusche. Die Rückseite des Altars wird von einem schlichten Balkenkreuz gebildet.

 

Das linke der beiden Wappen zeigt dasjenige des Leonhard Helfrich Graf von Meggau wie vertraut, doch nun als Vollwappen mit allen drei Kleinoden. Entgegen der Darstellung im Siebmacher sehen wir drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): zu rot-goldenen Decken ein dreistufiger, naturfarbener Pfauenstoß, dreimal übereinander mit einem silbernen oder roten Band mit abfliegenden Enden zusammengefaßt bzw. gebunden, Helm 2 (rechts): zu rot-goldenen Decken eine gestürzte goldene Wurfschaufel oder Mehlschaufel, um deren Stiel eine goldene Krone gelegt ist, Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken ein silberner, beiderseits mit einem roten Kreuz belegter Flug.

Das sind in jeder Hinsicht eklatante Unterschiede zu Siebmacher Band: OÖ Seite: 201 Tafel: 59: Nicht nur fehlt der heraldisch unsinnige Doppeladler ohne tragenden Helm in der Mitte, sondern die ersten beiden Kleinode sind völlig anders und näher an den vor der Grafenstandserhebung geführten Kleinoden, und Helm 3 tragt nicht einen halben, sondern einen ganzen Flug. Die hier am Altar realisierte Farbfassung folgt dem allgemeinen weiß-goldenen Schema ohne Berücksichtigung der korrekten heraldischen Tinkturen. Hier ist im Schild wieder der Initialbuchstabe "F" auf der Brust des Doppeladlers zu erkennen, und der Herzschild ist gekrönt. Der mittlere der drei Helme ist durch seine Größe und seine Vergoldung gleich zweifach hervorgehoben. Der Orden vom Goldenen Vlies markiert auch hier als Untergrenze der Entstehung das Jahr 1622. Die Errichtung dieses Altars paßt zu der klar katholischen, gegenreformatorischen Gesinnung des Schloßherrn und dem Schulterschluß mit dem genau diese Linie vertretenden Kaiser Ferdinand II.

 

Das andere Wappen ist dasjenige für Anna Susanna Freiin Khuen von Belasy (-1628) und folgt inhaltlich der oben gegebenen Beschreibung. Das Jahr 1628 markiert damit die Obergrenze der Entstehung des Altars, weil noch keine zweite Ehefrau in Erscheinung tritt, der Altar also zu Lebzeiten der ersten Frau entstanden sein muß. Im Gegensatz zum Wappen außen über dem Tor sind hier alle drei Kleinode zu sehen, Helm 1 (Mitte): auf dem mit einer Mauerkrone gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Flügel (halber Flug), belegt mit einem silbernen Turm mit geöffnetem, zweiflügeligem Tor (Niederthor), Helm 2 (rechts): auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken (ohne rotes Kissen) ein rot-silbern geteilter, auf den Hinterbeinen sitzender Löwe (Stammhelm Khuen), Helm 3 (links): auf dem mit einer Mauerkrone gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Mannesrumpf in rotem Gewand mit rot-silbern gespaltener Zipfelmütze und einer Mauerkrone auf dem Kopf (ebenfalls Niederthor).

Im Gegensatz zu sonstigen Darstellungen gibt es hier kleinere Abweichungen, so sitzt der Löwe von Helm 2 normalerweise auf einem roten Kissen, und der Mannesrumpf von Helm 3 trägt normalerweise eine rot-silbern gespaltene Zipfelmütze mit silbernen welschen Zinnen, Schleifen oder Maschen an der Oberkante. Die Mauerkronen anstelle der "normalen" Laubkronen sind eine interessante Variante. Der mittlere Helm der drei ist durch seine Größe hervorgehoben. Die hier am Altar realisierte Farbfassung folgt dem allgemeinen weiß-goldenen Schema ohne Berücksichtigung der korrekten heraldischen Tinkturen, man hat sich aber große Mühe gegeben, die farbliche Invertierung des geteilten Löwen auch mit den gestalterischem Farbschema abzubilden.

Das Wappen von Leonhard Helfrich von Meggau und seiner beiden Frauen in der Sala terrena
Eine weitere Besonderheit des Schlosses ist die Sala terrena, wo wir weitere Wappendarstellungen finden können. Die Sala terrena liegt im unteren Geschoß des donauseitigen Südostflügels. Der Raum ist 16 m lang und 7 m breit und besitzt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. In der Mitte der innenhofseitigen Nordwestseite ist eine querovale Grotte angesetzt, in der früher Wasserspiele liefen. Mit Kalksinterbrocken, bunten Kieselsteinen und Muscheln ist dieser Annex grottenartig gestaltet, sogar mit von der Decke hängenden künstlichen Tropfsteinen. Zum damaligen Zeitpunkt war ein solcher Saal etwas höchst Neues und Innovatives, das war bisher nur in italienischen Hofkreisen seit dem 16. Jh. als neue Variante luxuriöser und raffinierter Gestaltung bekannt. Über die Salzburger Hofarchitektur hielten solche Gestaltungselemente auch weiter nördlich Einzug. Die Sala terrena der Greinburg wurde nach Literaturangaben 1625 eingerichtet und ist eines der frühesten Beispiele für ein solches grottenartiges Raumkonzept nördlich der Alpen. Die gesamte Fläche der Wände und des Deckengewölbes sind mit Mosaiken aus Donaukieseln überzogen, in die die Wappenmotive eingearbeitet sind. Da die Deckenmosaiken aber das Wappen des Ehemannes und separat die kombinierten Wappen seiner beiden Ehefrauen zeigen, kann die Fertigstellung der Mosaiken nicht vor 1628 liegen, vermutlich noch ein paar Jahre später, denn beim Tod der ersten Ehefrau war die zweite Frau gerade erst 11 Jahre alt.

Der Schild für Leonhard Helfrich von Meggau am Kopfende der Decke wird hier mit den oben beschriebenen Inhalten dargestellt und ist von der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies umlegt. Der einzige Unterschied zu den beiden zuvor vorgestellten Wappen ist, daß die Position der Felder vertauscht ist, das Kreuz von Kreuzen jetzt in den Feldern 1 und 4 zu liegen kommt, während die Mehlschaufeln in den Feldern 2 und 3 zu liegen kommen. Das Schwarz des Adlers ist hier schwierig zu realisieren mangels wirklich dunkler Kiesel; es bleibt trotz Zusammenstellung dunkelstmöglicher Steine ein meliertes Grau. Deutlich ausgeprägt ist die Initiale "F" für Kaiser Ferdinand II., dem der Wappenbesitzer alles verdankt. Viele der goldenen Elemente, wie die genannte Initiale, die Beine des Adlers, die Kronen auf dem Herzschild, auf dem oberen Schildrand und über den Adlerköpfen und auch die Ordenskette samt abhängendem Widderfell, sind nur golden gesäumt und innen mit weißen Kieseln ausgefüllt, nur die Adlerschnäbel und die insgesamt fünf Schaufeln sind vollständig mit durch Eisenoxide gelb gefärbten Kieseln ausgeführt.

 

Die beiden als Paar zusammengestellten Schilde für die beiden Ehefrauen am Fußende der Decke zeigen ebenfalls die schon beim Ehemann zu beobachtende Invertierung der Reihenfolge, und zwar einmal hinsichtlich der Abfolge, denn außen über dem Portal ist Leiningen optisch links und Khuen optisch rechts, hier ist es umgekehrt, und einmal hinsichtlich der Felder: Das Stammwappen der Khuen von Belasy ist hier in den nachgeordneten Feldern 2 und 3 zu sehen, während Niederthor auf die höherrangigen Plätze gerutscht ist, desgleichen sieht man Leiningen auf den nachgeordneten Plätzen und Dagsburg auf den höherrangigen Plätzen. Ansonsten gibt es aber erwähnenswerte Abweichungen von den Erwartungen: kein Bord bei Dagsburg, goldene Adler anstelle von silbernen für Leiningen, ein goldenes statt silbernes Kreuz im Herzschild für Aspremont und keinen roten Turnierkragen für Leiningen. Alle drei Wappen wirken, als wäre das Layout am Fußboden geplant und ausgelegt und dann genau so an die Decke gebracht worden, wodurch es zu der Invertierung der Reihenfolge kam, die Vorderansicht wurde zur Rückansicht. Auch hier sind die beide Schilde oben abschließenden Kronen nur mit gelben Kieseln konturiert und nicht vollständig ausgefüllt.

Besitzaufteilung unter den Töchtern und Verkauf
Nachdem die von Meggau mit diesem Leonhard Helfried von Meggau 1644 erloschen sind, wurde sein Besitz wie folgt über seine Töchter aus erster Ehe aufgeteilt:

Der Sohn der letztgenannten Tochter, Sigismund (Franz) Helfried von Dietrichstein-Ebenau (1635- 2.4.1698), Ritter des goldenen Vlieses, kaiserlicher wirklicher geheimer Rat, Kämmerer, Obersthofmeister der verwitweten Königin von Polen, Direktor der oberösterreichischen Hofkammer und des geheimen Rats, erbte die Herrschaften Greinburg, Ruttenstein und Kreuzen. Er heiratete Maria Isabella Gonzaga (1638-26.4.1702) und hatte drei Söhne. Der Sohn Philipp Seyfried von Dietrichstein-Ebenau (-2.9.1715, von einem Bediensteten erschossen), kaiserlicher Kämmerer, Oberstwachtmeister, verkaufte am 31.12.1710 die Herrschaften Greinburg und Ruttenstein an Franz Ferdinand Graf von Salburg (nach anderen Darstellungen wurde die Greinburg bereits 1700 an den italienischen Grafen Oktavian Karl von Carioni und dann 1709 an Franz Ferdinand von Salburg und Prandegg verkauft). Der andere Sohn war Franz Anton von Dietrichstein-Ebenau (-12.2.1702), kaiserlicher Kämmerer, Generalfeldwachtmeister, Hofkriegsrat, Oberster eines Dragonerregiments, ohne Nachkommen, und der dritte Sohn war Gundaccar Poppo von Dietrichstein-Ebenau (-9.10.1737),kaiserlicher wirklicher geheimer Rat, Kämmerer, 1717 Hofmeister der Erzherzogin Maria Josepha, Malteserordensritter, Ordenskomtur zu Brünn, Klein-Wels und Oberkralowitz, 1726 Malteserordens-Prior in Böhmen, Mähren, Schlesien, Österreich, Steiermark, Kärnten und Polen, königlicher Statthalter in Böhmen, unvermählt und kinderlos.

Die Greinburg unter den Grafen von Salburg
Wenn wir von den Galerien des Innenhofs aus den Südwestflügel mit dem Rittersaal betreten, begegnet uns über dem Türsturz ein neues Wappen, das zu Franz Ferdinand Graf von Salburg (11.11.1648-9.12.1711) gehört, der am 31.12.1710 die Herrschaften Greinburg und Ruttenstein käuflich erworben hatte. Er war der Sohn von Georg Sigmund Friedrich Graf von Salburg Freiherr zu Falkenstein, Hochhaus und Altenhofen (-8.5.1669) auf Ranariegel, Herr zu Salaberg und Aichberg, und von dessen zweiter Frau, Sidonia Elisabeth Gräfin von Schärffenberg (19.11.1614-1699). Seine Großeltern waren väterlicherseits Heinrich Freiherr von Salburg zu Aichberg und Falkenstein (1544-15.12.1629) und Judith von Freising und Aichach. Der Vater des Erwerbers war zusammen mit seinem Neffen Hermann und seinen Nichten Maria Anna und Maria Magdalena am 3.2.1665 in den Reichsgrafenstand erhoben worden mit dem Adelsprädikat "Graf und Herr von Salburg, Freiherr zu Falckhenstain" (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 829.14).

Das gräfliche Wappen der Salburger gemäß Diplom von 1665 ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: schwarz-golden gespalten mit einer Lilie in verwechselten Farben (Stammwappen), Feld 2 und 3: silbern-schwarz mit drei rechtsgerichteten Bögen gespalten (Hainspöck), Herzschild: in Blau auf drei (1:2) silbernen Quadersteinen ein auffliegender naturfarbener Falke (Herrschaft Falkenstein). Dazu werden vier gekrönte Helme geführt, Helm 1 (innen rechts): zu schwarz-goldenen Decken eine golden-schwarz gespaltene Lilie zwischen einem Paar Büffelhörner, das rechte schwarz, das linke silbern, die Mündungen mit goldener Krone gekrönt und mit je drei Straußenfedern besteckt, jeweils einer schwarzen zwischen zwei goldenen (abgeleitet vom Stammkleinod Hainspöck), Helm 2 (innen links): zu schwarz-silbernen Decken auf drei (1:2) silbernen Quadersteinen ein auffliegender naturfarbener Falke (Herrschaft Falkenstein), Helm 3 (außen rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein schwarz-golden gevierter Flügel (abgeleitet vom Stammkleinod Salburg), Helm 4 (außen links): zu schwarz-silbernen Decken ein schwarz-golden gevierter Flügel (abgeleitet vom Stammkleinod Salburg).

Das bogenförmig über dem Wappen aufgespannte Schriftband trägt den Wortlaut: "17 F F G U H V S F A F U R 11" - also 1711 F(ranz) F(erdinand) G(raf) U(nd) H(err) V(on) S(alburg) F(reiherr) A(uf) F(alkenstein) U(nd) R(anariegel). Das bedeutet, daß er im Jahr nach dem Kauf der Herrschaft und des Schlosses der Hauptzugangspforte zum wichtigsten Raum des Schlosses ein eigenes Gepräge mit einem neuen Türgewände und seinem eigenen Wappen gab und diese Stelle für seine eigene Repräsentation wählte.

Das Stammwappen der Familie war ein schwarz-golden gespaltener Schild mit einer Lilie in verwechselten Farben, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine golden-schwarz gespaltene Lilie zwischen einem Flug, der rechte Flügel schwarz, der linke golden. Am 16.1.1571 erlangten die Söhne des Bartholomäus Salburger, die Brüder Oswald (-1572), Gottfried (-1581) und Heinrich Salburger (1544-15.12.1629) zu Aichberg, den rittermäßigen Adelsstand und eine Wappenbesserung des bürgerlichen Wappens (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 829.18), die aus einem gekrönten Bügelhelm bestand. Die nächste Entwicklungsstufe, wie sie noch vor der Freiherrenstandserhebung als rittermäßiges Wappen geführt wurde, ist ein gevierter Schild, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: Hainspöck, dazu zwei Helme, Helm 1 (rechts): Stammhelm Salburg, Helm 2 (links): auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, das rechte silbern, das linke schwarz, die Mündungen mit goldener Krone gekrönt und mit je drei Straußenfedern besteckt, rechts von einer silbernen zwischen zwei schwarzen, links von einer schwarzen zwischen zwei silbernen (Kleinod Hainspöck). Die Vermehrung mit Hainspöck geht zurück auf eine Ehe zwischen Bartholomäus Salburger (-1569) und Anna Zollner von Matting, eine Tochter von Michael Zollner von Matting und Kunigunde von Hainspöck (Haunspöck).

Einer dieser drei genannten Brüder, Heinrich von Salburg zu Aichberg auf Falkenstein, Hochhaus und Altenhof, erlangte am 1.5.1608 zu Prag unter von Kaiser Rudolf II. den Freiherrenstand (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 829.13); das Diplom ist ohne Wappenzeichnung. Dieser Heinrich hatte 1605 die Herrschaft Falkenstein für ca. 37000 fl. gekauft, auf der schon sein Vater Pfleger gewesen war und die er, Heinrich, schon vor 1591 als Pfand übernommen hatte. Seiner Karriere förderlich war, daß er vom lutherischen Glauben zum Katholizismus konvertierte. Heinrich besaß die  beiden Herrschaften Ranariegel und Falkenstein und die Güter Aichberg, Hochhaus und Altenhof, und er konnte noch das Gut Riedau mit dem Amt St. Sixt im Hausruckviertel und die Herrschaft Salaberg in Niederösterreich hinzuerwerben. Bereits 1607, also ein Jahr vor der Erhebung in den Freiherrenstand wurde ihm gestattet, das Falkensteiner Wappen als Herzschild aufzunehmen. Die dritte Entwicklungsstufe, die dem Wappen ab 1607 bzw. dem freiherrlichen Wappen ab 1608 entspricht, ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: Salburg, Feld 2 und 3: Hainspöck, Herzschild: Falkenstein (in dieser Form: in Silber ein hoher grüner Quaderstein, auf dem ein natürlicher Falke steht), dazu werden zwei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (rechts): Stammhelm Salburg, Helm 2 (links): Hainspöck, wie zuvor.

Und Heinrichs Sohn Georg Sigmund Friedrich von Salburg stieg in den Grafenstand auf und begründete die Salaberger Linie, aus der Franz Ferdinand stammte. Die vierte und letzte Entwicklungsstufe nach dem Grafendiplom von 1665 läßt den Schild und Herzschild unverändert, aber es legt Hand an die Kleinode, nicht nur kommt das Kleinod Falkenstein hinzu, sondern die beiden anderen Kleinode werden einmal durchgedreht und zu drei neuen Kleinoden gemacht, bei denen kein Stein auf dem anderen blieb: Die Integrität der einzelnen historischen Bestandteile des Oberwappens wurde dabei zerstört, um "auf Teufel komm heraus" noch einen zusätzlichen Helm zu bestücken. Der Flug wurde entzwei geteilt, die Vierung neu hinzugenommen, wobei die beiden äußeren Helme völlig symmetrisch gestaltet wurden, und die Elemente des Hainspöck-Kleinods wurden mit der Lilie und den Deckenfarben der von Salburg kombiniert, alles in allem kein wünschenswerter Umgang mit angestammten Kleinoden. Die Entwicklung des Wappens wird beschrieben im Siebmacher Band: NÖ2 Seite: 11-14 Tafel: 4 und Band: OÖ Seite: 310-314 Tafel: 81-82. Georg Sigmund Friedrich von Salburg nutzte jede Möglichkeit zur Expansion des Familienbesitzes. Er hatte von der Witwe des Grafen Adam von Herberstorff Puchheim gekauft, ferner Mitterberg, aus dem Nachlaß der Zelkinger Leonstein, Claus an der Grenze zur Steiermark, 1642 kaufte er die Herrschaft Prandegg im Machland von seiner Schwiegermutter Anna, und 1659 kaufte er noch Schloß Orth am Traunsee hinzu, letzteres von den Grafen Preysing.

Franz Ferdinand Graf von Salburg war kaiserlicher Kämmerer, Hofkriegsrat und kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant. Er hat bis 1698 in den Kriegen der Republik Venedig im östlichen Mittelmeerraum gegen die Türken als Generalleutnant und Obrister eines deutschen Infanterieregiments gekämpft. Und dieser, der bei der Erbteilung unter den vier Brüdern Salaberg in Niederösterreich erhalten hatte, vergrößerte seinen Besitz durch Hinzukauf der Herrschaft Greinburg. Er war auch Herr von Prandegg (Prandeck) in Oberösterreich, das ist ehemaliger Besitz der Jörger von Tollet, die aufgrund ihres protestantischen Aktionismus 1631 alles verloren, darunter auch die 1534 bzw. 1536 als Lehen erhaltene und später freigekaufte Burg und Herrschaft Prandegg und das 1607 hinzugekaufte Schloß Zellhof. Beide Herrschaften wurden vereinigt, und aus der Bezeichnung Herrschaft Prandegg wurde schleichend die Bezeichnung Herrschaft Zellhof. Und seit 1642 gehörte die Herrschaft den von Salburg, samt den inkorporierten Sitzen und Gütern Zellhof, Prandhof, Habichriegl, Turnhof, Tanböckhof und Aich. Mit dem Erwerb dieser kombinierten Herrschaft hatten die Freiherren und späteren Grafen von Salburg die größte territoriale Ausdehnung ihres Besitzes erreicht. Franz Ferdinand von Salburg war auch Inhaber der Herrschaft Aichberg in Oberösterreich und der Vogtei Haag in Niederösterreich.

 

Der neue Besitzer der Greinburg ließ entlang der Arkadengalerie an der Wand seine Jagdtrophäen anbringen, wobei die Hirschgeweihe jeweils auf eine bemalte hölzerne Blende montiert wurden, die unten den fehlenden Hirschkopf ergänzt und oben den Schild der Grafen von Salburg wie beschrieben in farbiger Fassung enthält. Denn sein Hauptsitz war die Salaburg, die Greinburg war ein gerne genutzter Jagdsitz.

Franz Ferdinand Graf von Salburg zu Salaberg, Brandeck und Zellhof heiratete Maria Sophie von Salburg zu Artstetten, die Tochter von Hermann Seifried Salburg zu Artstetten und Bierbaum (-1712) und Christina Lucretia von Lindeck, und hatte mit ihr einen Sohn, Norbert Anton Oswald Graf von Salburg (-1765), kaiserlicher Rat, welcher am 24.1.1723 Jakobina von Thürheim (-1767) heiratete. Dieses Paar hatte drei Kinder, 1.) Christoph Ludwig Graf von Salburg (25.1.1728-1775), welcher durch das Testament seines Vaters u. a. die Greinburg erbte, 2.) Rudolf Ferdinand Graf von Salburg (1732-19.4.1806) k. k. Generalfeldwachtmeister, welcher am 27.3.1778 Maria Anna von Kinsky heiratete, aber kinderlos blieb, und welcher die Güter von seinem Bruder erbte, und 3.) Leontine Gräfin von Salburg, die am 31.7.1758 Karl Gundackar Joseph Graf von Dietrichstein-Hollenburg (-1764) heiratete, den Sohn von Leopold Max Gundackar Graf von Dietrichstein-Hollenburg (-11.3.1780). Aus dieser Verbindung gab es Nachkommenschaft, nämlich Joseph Karl Ferdinand Graf von Dietrichstein-Hollenburg (-17.9.1825), und dieser beerbte seinen Onkel Rudolf Ferdinand und kam so an die Greinburg, so daß die von Dietrichstein die Herrschaft und Burg ab 1810 ein zweites Mal besaßen, aber nur kurz, denn bereits 1811 wurde die Greinburg an Josef (bzw. nach anderen Quellen Michael) Fink verkauft, den Bürgermeister von Hainburg, der als Heereslieferant zu Geld gekommen war. Joseph Karl Ferdinand Graf von Dietrichstein-Hollenburg hatte auch die Herrschaft Salaburg geerbt, mußte diese aber dem Grafen Joseph von Salburg aus der Linie zu Riedau und Aichberg überlassen, die auch den Fideikommiß Leonstein übernahm. In den Franzosenkriegen wurde Schloß Greinburg in den Jahren 1797, 1809, 1811 und 1814 jeweils als Lazarett genutzt.

Die Greinburg kommt an das Haus Sachsen-Coburg und Gotha
Hierfür kehren wir noch einmal zum Schloßeingang zurück, wo wir bislang nur die drei unteren Wappen beschrieben haben. Das vierte, ganz ähnlich gestaltete, aber später angebrachte Wappen über dem Fenster des ersten Stocks trägt das von einem Wappenmantel umschlossene herzoglich-sächsische Wappen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

 

Dieser jüngste Abschnitt der Geschichte von Schloß Greinburg begann 1822/1823, als Herzog Ernst III. Anton Carl Ludwig von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826 Ernst I. Anton Carl Ludwig Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (2.1.1784.-29.1.1844), nicht nur die Herrschaft Grein mit der Greinburg, sondern auch die Herrschaften Aich, Prandegg, Kreutzen, Ruttenstein und Zellhof käuflich erwarb. Der Herzog war Kavallerie-General und Corpskommandant der preußischen Truppen in den Kämpfen gegen Napoléon. Für seine Verdienste erhielt er auf dem Wiener Kongreß zunächst Territorien im fernen Westen Deutschlands zugesprochen, woraus das Fürstentum Lichtenberg gebildet wurde. Dieses verkaufte er 1834 an Preußen, und der Erlös erlaubte ihm weitere Zukäufe in Österreich. Nach dem Käufer folgte sein Sohn aus der ersten Ehe mit Dorothea Luise Pauline Charlotte Friederike Auguste Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg (21.12.1800-30.8.1831) nach; Ernst II. August Carl Johann Leopold Alexander Eduard Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha (21.6.1818-22.8.1893) war 1844-1893 Herr auf der Greinburg. Nach seinem Tod ohne Nachkommen war Queen Victoria von Großbritannien 1876 kurzfristig zur Hälfte Miteigentümerin, denn der Bruder von Ernst II. war Albert Franz August Karl Emanuel Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (26.8.1819-14.12.1861), welcher Queen Victoria (24.5.1819-22.1.1901) geheiratet hatte. Über sie kam die Greinburg an einen ihrer Söhne.

Am Flaggenmast auf dem Aussichtspunkt oben auf dem Dach des Südostflügels weht eine Flagge des herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg und Gotha. Das Tuch zeigt in der Fläche das herzoglich-sächsische Wappen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. Das rechte obere Viertel ist mit dem britischen Wappen belegt, geviert: Feld 1 und 4: Königreich England, in Rot drei goldene, hersehende, schreitende Löwen (Leoparden) übereinander (engl.: Gules three lions passant guardant in pale Or armed and langued Azure), Feld 2: Königreich Schottland, in Gold innerhalb eines außen und innen mit Lilien besteckten Zwillingsinnenbordes ein roter Löwe (engl.: Or a lion rampant within a double tressure flory counter-flory Gules), Feld 3: Königreich Irland, in Blau eine goldene Harfe mit silbernen Saiten (engl.: Azure a harp Or stringed Argent). Auf dem Herzschild liegt oben ein silberner Turnierkragen (engl.: Label), der hier zur Differenzierung nachgeborener Kinder eines regierenden Souveräns benutzt wird (engl.: Cadency label) und mit charakteristischen Beizeichen auf den Lätzen belegt ist (engl.: Marks of cadency), hier auf dem mittleren Latz ein rotes Kreuz und auf den beiden äußeren Lätzen ein rotes Herz. Diese Kombination ist charakteristisch für Leopold George Duncan Albert Duke of Albany Prince of Great-Britain and Ireland Herzog zu Sachsen (7.4.1853-28.3.1884), ein Sohn von Albert Franz August Karl Emanuel Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (26.8.1819-14.12.1861) und Queen Victoria (24.5.1819-22.1.1901). Sein früher Tod mit nur 30 Jahren wurde durch seine Hämophilie verursacht, denn er verletzte sich so stark bei einem Sturz vom Pferd in Cannes an der Côte d'Azur am Knie, daß er an den Blutungen verstarb. Sein Sohn erbte das Herzogtum vom Bruder bzw. Onkel Alfred. Leopold George, der am 27.4.1882 in Windsor Castle Helene Friederike Auguste Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont (17.2.1861-1.9.1922) geheiratet hatte, hatte als Sohn Leopold Carl Eduard Georg Albert Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (19.7.1884-6.3.1954), 24.5.1881 2nd Duke of Albany, 19.7.1905 Herzog, letzter regierender Herzog, 14.11.1918 Abdankung, preußischer General der Infanterie, sächsischer General der Kavallerie, bulgarischer General der Infanterie, Präsident des deutschen Roten Kreuzes. Dieser heiratete am 11.10.1905 in Glücksburg Victoria Adelheid Helene Louise Maria Friederike Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (31.12.1885-3.10.1970). Er führte wie sein Vater auf dem dreilätzigen Turnierkragen ein rotes Kreuz zwischen zwei roten Herzen, es gab keine spezielle britische Verleihung, sondern Stand der "Abzweigung" vom britischen Königshaus verblieb wie genannt und wurde so von den Nachkommen weitergeführt. Seine Frau Victoria Adelheid wählte die Greinburg als Sommersitz.

Der Erstgeborene der dritten Generation war Johann Leopold Wilhelm Albert Ferdinand Viktor Erbprinz von Sachsen-Coburg und Gotha (2.8.1906-4.5.1972), vermählt am 9.3.1932 in Niedersedlitz mit Feodora Marie Alma Margarete Freiin von der Horst (7.7.1905-), der wiederum Ernst-Leopold Eduard Wilhelm Josias Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (14.1.1935-27.6.1996) und Peter Albert Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (12.6.1939-) zu Söhnen hatte. Die genannte Ehe war jedoch nicht standesgemäß, deshalb mußte Johann Leopold für sich und seine Nachkommen auf seine Successionsrechte verzichten. Der zweite Sohn der dritten Generation war Dietmar Hubertus Friedrich Wilhelm Philipp Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (24.8.1909-26.11.1943), der kinderlos blieb und in der Ukraine fiel. Deshalb wurde der dritte und jüngste Sohn der dritten Generation 1954 Oberhaupt des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha, das war Friedrich Josias Carl Eduard Ernst Kyrill Harald Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (29.11.1918-23.1.1998), der am 25.1.1942 in Kasel-Golzig Viktoria Luise Gräfin zu Solms-Baruth (13.3.1921-1.3.2003) heiratete (Scheidung am 19.9.1946). Dieser Prinz Friedrich Josias, der bis zu seinem Tod ständig auf der Greinburg lebte, bekam am 23.11.1988 das Ehrenbürgerrecht der Stadt Grein als Anerkennung für seine Verdienste bei der Restaurierung von Schloß Greinburg. Aus dieser Ehe entsproß Andreas Michael Armin Siegfried Hubertus Friedrich-Hans Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (21.3.1943-), der seit 1998 Oberhaupt der Familie ist. Sein Sohn, Erbprinz Hubertus (16.9.1975-), ist Leiter der Stiftungsverwaltung.

Die Greinburg wurde 1945 von den Russen eingezogen und ausgeplündert. Erst 1958 wurde das Schloß an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben. Die Fürstenzimmer wurden wieder mit antiken Möbeln und Gemälden aus den herzoglichen Sammlungen ausgestattet. 1976-1990 wurde das ganze Schloß umfassend saniert. 2001 wurde die Sala terrena renoviert.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@48.226343,14.8528413,18.17z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@48.2264959,14.8525022,188m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Die Greinburg in der EBIDAT-Datenbank:
https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1568 - Grundriß: https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/r30......msvc_intern/354_23_20050809143554.gif
Greinburg auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=937
Webseite der Greinburg: https://www.schloss-greinburg.at/ - Geschichte: https://www.schloss-greinburg.at/geschichte/ - weitere besondere Höhepunkte: https://www.schloss-greinburg.at/weitere-hoehepunkt/
Virtueller Rundgang:
https://museum360.at/schloss-greinburg/
Greinburg auf Wehrburgen-AT:
http://www.wehrbauten.at/ooe/greinburg/greinburg.html
Greinburg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Greinburg
Stiftung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gothaischen Familie
https://sachsen-coburg-gotha.de/blog/2019/07/15/standorte/
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 589.22
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4385416
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4385417
Burg Kreuzen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Kreuzen
Geschichte von Burg Kreuzen:
https://www.buschweg.at/deutsch/burgen-schl%C3%B6sser/burg-kreuzen/
Helfried von Meggau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Helfried_von_Meggau
Khuen von Belasy:
https://de.wikipedia.org/wiki/Khuen_von_Belasy
Leiningen-Dagsburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leiningen_(Adelsgeschlecht)
Liste der Ritter vom Goldenen Vlies:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ritter_des_Ordens_vom_Goldenen_Vlies
Leonhard Helfrich Graf von Meggau: https://patronage-wiener-hof.univie.ac.at/wienerhof2/datenblaetter/meggau_lh1.htm - Parteien: https://patronage-wiener-hof.univie.ac.at/wienerhof2/grafiken/politik1.htm - Hofämter: https://patronage-wiener-hof.univie.ac.at/wienerhof2/grafiken/aemter3.htm - Stammbaum: https://patronage-wiener-hof.univie.ac.at/wienerhof2/grafiken/familie1.htm#meg1
Meggaugasse, im Wiener Geschichts-Wiki:
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Meggaugasse
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1992-2004, 6 Bände
Wappen der von Meckau in der Fischnaler-Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=20151&sb=meckhau&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=20153&sb=meckhau&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=20152&sb=meckau&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Grafen von Salburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Salburg_(Adelsgeschlecht)
Genealogie der Grafen von Salburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_der_Salburg
Daten zum Lebenslauf von Franz Ferdinand Graf von Salburg https://wwwg.uni-klu.ac.at/kultdoku/kataloge/19/html/1638.htm
Peter König: Schloß Salaberg, Beiträge zur Baugeschichte und kunsthistorischen Bestandsaufnahme, in: Haag, Niederösterreich, 50 Jahre Stadtgemeinde, 950 Jahre Pfarrgemeinde, Haag 1982, S. 95-117
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 829.18
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4583637österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 829.13 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4583632
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 829.14
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4583633
Beschichte der Burg und Herrschaft Prandegg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Prandegg
Heraldik Großbritanniens:
http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Supporters_of_England - http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_coat_of_arms_of_the_United_Kingdom - http://www.royal.gov.uk/Home.aspx - http://www.royal.gov.uk/MonarchUK/Symbols/Coatsofarms.aspx - http://www.heraldica.org/topics/britain/royalarm.htm - http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Arms_of_England
Turnierkragen im englischen Königshaus:
http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Labels_of_the_United_Kingdom
Marks of Cadency:
http://www.heraldica.org/topics/britain/cadency.htm
Marks of Cadency:
https://en.wikipedia.org/wiki/Cadency_labels_of_the_British_royal_family
Leopold George Duncan Albert Duke of Albany Prince of Great-Britain and Ireland Herzog zu Sachsen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Prince_Leopold,_Duke_of_Albany - https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold,_1._Duke_of_Albany
Franz Haarmann: Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha, 1. Auflage 2006, ISBN 978-3-9810315-5-3, Börde-Verlag Theresia Platte, 59457 Werl
Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg und Gotha:
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Josias_Prinz_von_Sachsen-Coburg_und_Gotha
Prinz Andreas  von Sachsen-Coburg und Gotha:
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Prinz_von_Sachsen-Coburg_und_Gotha
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben, insbesondere Band OÖ S. 201-202
Ilse Schöndorfer: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, NP, St. Pölten 2001, ISBN 3-85326-189-2, S. 127-129
Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992, ISBN 3-85068-323-0, S. 65

Raimund Locicnik: Schatztruhe Oberösterreich, Sutton Verlag, Erfurt 2011, ISBN 978-3-86680-878-2, S. 88-89

Sächsische Wappen (1), Ernestinische Linie - Sächsische Wappen (2), Albertinische Linie

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