Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1841
Schwäbisch Hall (Landkreis Schwäbisch Hall)

Egen-Haus (Am Markt 9)

Die nördliche Randbebauung des Marktplatzes hat entlang des steil ansteigenden Geländes mehrere sehr malerische Häuser, im Bild ganz links das orange gestrichene Egenhaus (Am Markt 9), daneben in zartem Rosa das Café am Markt (Am Markt 10) und schließlich in Fachwerk daneben das wesentlich ältere Gasthaus "Adler" oder "Goldener Adler" (Am Markt 11). Man sieht eine deutliche Grenze im Alter der Häuser: Zwischen der Nummer 10 und der Nummer 11 befindet sich eine massive, vermutlich noch aus der Stauferzeit stammende dicke Mauer, die beim Stadtbrand von 1728 ein Übergreifen der Flammen von der 10 auf die 11 verhindert hat und damit, daß die Feuerwalze sich weiter östlich durch die historische Bausubstanz fressen konnte. Somit sind die Häuser links dieser Trennlinie nach 1728 entstanden, der Baubestand rechts davon erhaltene Originalsubstanz von früher.

Das sog. Egenhaus ist also ein nach dem Stadtbrand im Jahr 1730 fertiggestellter Putzbau im Stil des Barocks, mit einem Mansardwalmdach mit drei ovalfenstrigen Dachgauben. Das Haus trägt seinen Namen, weil hier eine Witwe namens Sibilla Egen aus einer der ersten Haller Familien eine wohltätige Stiftung einrichtete, die sozialen Problemfällen Obdach gewährte, dazu zählten junge mittellose Handwerker ebenso wie unverheiratete Jungfrauen und bedürftige Witwen.

Vor dem Stadtbrand gehörte das Haus dem Stättmeister Johann Lorenz Drechsler (1664-1725), danach dem Kaufmann und Ratsmitglied Johann Melchior Seiferheld (1668-1749). Nach dem Wiederaufbau durch die Familie Seiferheld kam dieses Haus im Jahr 1782 an Johann Jacob von Olnhausen (1730-1787), der sein neues Zuhause in zwei Tranchen von zwei Erben kaufen mußte, die eine Haushälfte am 22.4.1782 von Carl Friedrich Seiferheld und die andere Haushälfte am 18.12.1782 von Georg Lorenz Seiferheld. Er bezahlte 2.700 bzw. 3.600 Gulden für die beiden Hälften, und damit gehörte ihm das Haus ganz. Nach dem Tod des Erwerbers nur fünf Jahre später erbte sein Sohn Georg Christoph Eberhard von Olnhausen (1770-1800), vermählt mit Marie Sibille Sandel (1780-1849), das Anwesen. Auch er war ein Kaufmann. Nach seinem Tod hatte das Haus wieder mehrere Eigentümer. Im 20. Jh. zogen hier städtische Einrichtungen ein, eine Polizeiwache und das Amt für öffentliche Ordnung. 1972-1979 wurde das Haus umgebaut, wobei das Erdgeschoß die Tourist-Information wurde und das erste Obergeschoß dem daneben liegenden Café am Markt angeschlossen wurde. Die Räumlichkeiten darüber wurden als Büroräume vermietet.

Das heraldisch linke Wappen des um 1782 entstandenen Steines im gesprengten Dreiecksgiebel steht für den Kaufmann Johann Jacob von Olnhausen d. J. (1730-1787), Mitglied des Äußeren Rats, vermählt mit Christina Dorothea Fischer aus Stuttgart (1734-1799). Im Sprenggiebel findet sich sein Name, wobei die Datierung aber nicht schlüssig ist. Das Wappen der v. Olnhausen zeigt in Blau ein hier schräglinksgestelltes silbernes Bündel Weiden, zusammengebunden mit drei Schnürungen, eine in der Mitte und je eine an den Enden, auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte silbern und das linke blau, dazwischen wachsend ein Mann mit blau-silbern geviertem Rock, blauem, silbern aufgeschlagenen Hut, in der Linken eine naturfarbene Schlange haltend, mit der Rechten das Büffelhorn fassend. Es handelt sich um eine Patrizierfamilie von Heilbronn, die bäuerlicher Herkunft ist und aus dem gleichnamigen Dorf bei Neckarsulm kam. Das berühmteste Familienmitglied ist Friedrich von Olnhausen zu Marchingen (-1.4.1813), großherzoglich badischer Justizamtmann. Heraldisch rechts befindet sich in der anderen Kartusche eine Hausmarke.

Für dieses Wappen Olnhausen finden sich mehrere Belege in der Literatur: Im Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag (1703-1780) ist es zu finden, im Siebmacher Band Bg1, Seite 28-29 und Taf. 34, Band Bad, Seite 144, Tafel 83 und im Band WüA, Seite 203-204, Tafel 111. Übereinstimmend ist in allen Quellen im Gegensatz zur hiesigen Darstellung das Weidenrutenbündel in den Abbildungen schrägrechtsgelegt, obwohl immerhin der Text in Bg1, Seite 28-29 von einem schräglinksgelegten Objekt spricht (Unkenntnis oder Verwechslung?), und der Mann der Helmzier hält die Schlange in der Rechten und faßt mit der Linken an das linke Büffelhorn. Das Weidenrutenbündel wird im Band Bad, Seite 144, und im Band WüA, Seite 204 als Fischreuse bezeichnet. Die Schlange wird im Band Bad, Seite 144 als silberner Aal angesprochen, im Band WüA, Seite 204 als Rute. Die Hörner werden in den Quellen abweichend vom hiesigen Befund als blau-silbern übereck geteilt angegeben. Im Band Bad, Tafel 83 und Band WüA, Tafel 111 wird die Mütze wie hier blau und silbern aufgeschlagen abgebildet, bei Schrag ist die Mütze blau-silbern gespalten mit zweiteiligem Stulp. Im Rietstap findet sich das Wappen ebenfalls, dazu in einer vermehrten Form, bei dem der Mann aus der Helmzier in die Felder 1 und 4 herabgewandert ist, und das Stammwappen in den Feldern 2 und 3 zu liegen kommt.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmacher Band Bg1, Seite 28-29 und Taf. 34, Band Bad, Seite 144, Tafel 83 und im Band WüA, Seite 203-204, Tafel 111
Häuserlexikon Schwäbisch Hall:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon.html - Gebäudeverzeichnis: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html
Gebäude:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=230
Wappen:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-n-q.html und http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-d-f.html
Wappen Olnhausen: Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag (1703-1780), Bearbeitung von Karl Borchardt 2007
Wappen Olnhausen: Rietstap / Rolland
Hinweistafeln am Objekt und am Nachbarhaus
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.

St. Michael, Personendenkmale (1) - Personendenkmale (2) - Personendenkmale (3) - Personendenkmale (4) - Personendenkmale (5) - Personendenkmale (6) - Personendenkmale (7) - ehem. Unterlimpurgisches Spital - St. Urban, Portal - St. Urban, Grabplatten außen - Stadtpalais Haalstraße 6 - Wohnhaus Am Säumarkt 6 - Geschäftshaus Marktstraße 3 - Widmanhaus, Am Markt 5 - Stellwaghaus, Am Markt 4 - Löchnerhaus, Klosterstraße 8 - Bonhöfferhaus, Klosterstraße 7 - ehem. Engelapotheke, Marktstraße 2 - Café am Markt, Am Markt 10 - barockes Bürgerhaus, Am Schuppach 2 - Bürgerhaus, Obere Herrngasse 13 - Wibelhaus, Am Markt 8 - Keckenburg, Untere Herrngasse 8-12 - Neubau - ehem. Johanniterkommende, Heimbacher Gasse 2 - ehem. Pfarrhaus, Unterlimpurger Straße 5 - Berlin-Haus, Unterlimpurger Straße 7 - Seiferheld-Haus, Zollhüttengasse 6 - Vogelmann-Haus, Gelbinger Gasse 28 - die öffentlichen Brunnen - Rathaus - Bürgerhaus, Obere Herrngasse 5 - Sandelsches Haus, Marktstraße 9 - Clausnizerhaus, Am Markt 2 - Engelhardt-Palais, Gelbinger Gasse 25 - Katharinenkirche

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2012
Impressum